The Flock – Dunkle Triebe (USA 2007)

the-flockDie Zahl der Sexualverbrecher, so macht der Psycho-Thriller „The Flock“ glauben, steigt in den USA stetig. Präventive Maßnahmen gibt es kaum. Ein sozialer Dienst stattet registrierten Triebtätern regelmäßig Besuche ab. Auf einen städtischen Beamten kommen dabei durchschnittlich 100 zu betreuende Personen. Eine schlicht zu große Herde, bei der Ausreißer entweder spät oder gar nicht auffallen. Es sei denn, sie gehören in den Dienstbereich von Erroll Babbage. Der schaut schon viel zu lange in die tiefen menschlichen Abgründe und glaubt längst nicht mehr an die Läuterung seiner Schützlinge.

Hollywood-Star Richard Gere („Ein Offizier und Gentleman“) spielt diesen zynischen Aufpasser mit sparsamer Mimik. Desillusioniert geht er seinem Job nach und heißt in seinen Distrikt zugezogene Täter auch schon mal mit Ski-Maske und Baseballschläger willkommen. Seine außergewöhnliche Auffassungsgabe bringt ihm meist mehr Ärger als Lob ein. Denn er und seine Kollegen sind keine Polizeikräfte. Sie sollen betreuen, kritisch hinterfragen und die Gefahr eines Rückfalls abschätzen können. Ihm ist es egal. Er stellt bohrende Fragen abseits der Dienstvorschrift und droht den potentiellen Wiederholungstätern fortwährend.

„Infernal Affairs“-Regisseur Andrew Lau Wai-Keung liefert mit „The Flock“ sein US-Debüt ab. Atmosphärisch lehnt er sich stark an „Das Schweigen der Lämmer an“. Die Farbgebung wird von einem Grauschleier überlagert, mit einer jeden Einstellung schwingt Unbehagen mit. Als Erroll nach 18 Dienstjahren gefeuert wird, bleiben ihm drei Wochen, um seine Nachfolgerin einzuarbeiten. Der jungen Allison Lowry (Claire Danes, „Shopgirl“) ist ihr Mentor nicht geheuer. Dennoch begibt sie sich mit ihm, Vorschriften hin oder her, auf die Suche nach einem in seinem Einzugsgebiet verschwundenen Mädchen.

Es dauert, bis sich der Plot vom Portrait des zerrütteten Außenseiters löst und den konventionellen Thrill sucht. Die Beklemmung weicht Entwicklungen, die zwar spannend inszeniert, daneben aber zusehends schwerer nachzuvollziehen sind. Ganz ausgewogen ist der abgründige Krimi nicht, was auch an Nils Muellers („Attentat auf Richard Nixon“) Nachdrehs liegt. Optisch wirkt die Beklemmung in hektischen Schnittfolgen und Verfremdungseffekten zu gewollt. Zumindest schauspielerisch bleibt der unbequeme Nervenzerrer ohne Tadel. Nur hätte das filmische Tabuthema inhaltlich einfach ausgefeilter gehandhabt werden müssen.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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