„Cause all my friends are nervous wrecks, preoccupied with looming death certificates.“ – ‘Hang My Head‘
Auch die FLATLINERS konnten nicht ewig die trotzigen Jungspunde bleiben, die Punk mit Ska-Rhythmen paaren. Damit war spätestens auf ihrem vierten Langspieler „Dead Language“ (2013) Schluss. Stattdessen ging es eine Spur nachdenklicher und auch ein wenig gelassener zu. Die Fäuste durften zwar noch gereckt werden, doch stand die große Abriss-Party nicht länger im Vordergrund. Auf einer solchen Basis entwickeln sich Bands gern weiter. Der Härtegrad wird schrittweise gedrosselt, der Musik durch rockige Strukturen und schwelgerische Kompositionen ein Zuwachs an Charakter verliehen.
So auch bei den Kanadiern, die mit der 7“ „Nerves“ die Richtung vorgeben, in die es sie zukünftig verschlagen dürfte. Die liegt nicht allzu weit von der letzten Platte entfernt und zeugt doch vom Bestreben, den angestammten Sound in einem organischen Prozess weiter zu formen. Neben der melodischen Struktur, die mit Punk im klassischen Sinne nicht mehr allzu viel gemein hat, liegt das auch am Gesang von Chris Cresswell. Der klingt streckenweise derart altersweise, dass man kaum glauben mag, dass er kürzlich erst seinen 29. Geburtstag feierte.
„Hang My Head“ pendelt sich irgendwo zwischen Kellerclub und Stadion-Atmosphäre ein, wobei Cresswells Vocals das raue Moment nur noch bei kraftvollen „Yeah“-Schreien offen am Revers tragen. Eine Nummer, die definitiv Lust auf mehr macht. Diesen Eindruck unterstreicht auch „Mud“, das dem Titel entsprechend eine Spur dreckiger daherkommt. Gesteigertes Tempo braucht es allerdings auch dazu nicht. Dafür hängt eine leicht bluesige Note über dem Stück, die im Zusammenspiel mit dezentem Alternative-Flair für ein eigentümliches Stimmungsbild sorgt. Nein, mit den FLATLINERS, die einst so herrlich trotzig Punk mit Ska vermengten, hat „Nerves“ nur noch entfernt zu tun. Und das ist bei aller Qualität ihres Frühwerks auch verdammt gut so.
Wertung: (7,5 / 10)