The Equalizer (USA 2014)

the-equalizer„What do you see when you look at me?“ – Unscheinbar: Robert McCall

Der brutale Aufstand der Wutbürger hat im US-Kino eine lange Tradition. Als Blaupause des Selbstjustizfilms dient bis heute der umstrittene Klassiker „Death Wish“ (1974), in dem Charles Bronson rot sah und das Gesetz in die eigenen Hände nahm. Geändert hat sich seitdem wenig. Noch immer bleibt das Gros der Beiträge zum Thema undifferenziert und reißerisch, mehr auf die Gewichtung eines Action-Thrillers denn kontroverse Anprangerung sozialer Missstände bedacht. In diese Kerbe schlägt auch „The Equalizer“, der, anders als die zugrundeliegende TV-Serie aus den Achtzigern, bereits dem Titel nach auf markige Ausmerzung pocht und den zweifachen Oscar-Preisträger Denzel Washington als Ein-Mann-Armee mit einem russischen Gangstersyndikat in Konflikt bringt.

Eigentlich ist der von Washington gewohnt überzeugend gespielte Robert McCall ein friedfertiger Zeitgenosse. Er wirkt in sich ruhend, bleibt stets freundlich und gliedert seinen Tagesablauf in wiederkehrende Routinen. Nach der Arbeit in einem Baumarkt verbringt er die Zeit am liebsten mit Lesen. Eine Leidenschaft, die er von der verstorbenen Frau übernommen hat. Die schlaflosen Nächte verbringt er bevorzugt in einem nahen Diner. Dort macht er die Bekanntschaft der jungen Prostituierten Teri (Chloë Grace Moretz, „Kick-Ass“). Als die von ihrem Zuhälter („Justified“-Regularie David Meunier) ins Krankenhaus geprügelt wird, schreitet Robert zur Tat.

Eigentlich will er sie freikaufen. Doch die Reaktion ihrer Peiniger veranlasst ihn, diese mit der Präzision eines Uhrwerks zu töten. Besagtes Syndikat schickt daraufhin den brutalen Ausputzer Teddy (Marton Csokas, „Sin City 2“) nach Boston, um die Hintergründe der Bluttat zu ergründen. Der daraus resultierende Kleinkrieg ist von Antoine Fuqua (drehte mit Washington bereits „Training Day“) hochglänzend professionell inszeniert. Die ruppige Gewalt wirkt bisweilen stilisiert, Racheengel McCall als Patron der Schutzlosen fast überlebensgroß. Einen grundlegenden Unterhaltungswert kann man dem Streifen kaum absprechen. Das Drehbuch von Richard Wenk („The Expendables“) aber setzt zu sehr auf Klischees und fährt neben Washington über gedehnte 130 Minuten einzig farblose Nebenfiguren auf.

Zwar erweist sich der herrlich finstere Csokas als Unmensch von Format, neben ihm bleibt aber einzig David Harbour („The Newsroom“) als korrupter Cop erwähnenswert. Die Beteiligung von Melissa Leo („The Fighter“) und Bill Pullman („Dear Wendy“) dient lediglich der Verortung McCalls im einstigen Staatsdienst. „The Equalizer“ ist fraglos ein papierflacher Film, in dem die Bösen das sie ereilende Schicksal geradewegs erbetteln und ja kein Unschuldiger zu Schaden kommt. In dieser Hinsicht war der vergleichbar tumbe „Taken – 96 Hours“ kompromissloser geartet. Allerdings übte sich dieser haltlos in charakterlicher Übertreibung und fuhr zudem Dialoge zum Fremdschämen auf. Da hat Washingtons Kampfeinsatz – auch dank des „Rambo“-Finales im Baumarkt – letztlich die Nase vorn.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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