Liebe in Zeiten des Krieges ist ein ebenso bewährter wie zeitloser Filmstoff. Das ganzheitliche tragische Potential, der Überlebenskampf an der Front und gleichermaßen in der Heimat, beflügelt Drehbuchschreiber seit dem unsterblichen Klassiker „Vom Winde verweht“ immer wieder. Meist vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs. „The Edge of Love“ ist da keine Ausnahme. Die dramatische Ausschlachtung der Geschichte folgt weder Kitsch noch Pathos, sondern konzentriert sich auf die schrittweise Zerrüttung der Figuren. Unter denen findet sich auch der 1953 verstorbene walisische Dichter Dylan Thomas („Unter dem Milchwald“).
Das Drehbuch schrieb Bühnenautorin Sharman Macdonald, deren Tochter Keira Knightley („Abbitte“) die Hauptrolle spielt. Als Sängerin Vera Phillips tritt sie im von den Deutschen bombardierten London in Bunkern und Schutzräumen auf. Eher zufällig trifft sie ihre Jugendliebe wieder, jenen erwähnten Poeten Dylan Thomas (Matthew Rhys, „Brothers & Sisters“). Wegen seiner Trunksucht für untauglich erklärt, verdingt er sich als Texter für Propagandafilme. Die alten Gefühle scheinen neu aufzuflammen. Doch der Schreiber ist verheiratet, mit der Tänzerin Caitlin MacNamara (Sienna Miller, „Factory Girl“).
Sie und Vera werden enge Freundinnen, bald leben die drei gar unter einem Dach. In diese Ménage á Trois dringt der schneidige Soldat William Killick (Cillian Murphy, „Breakfast on Pluto“), der Vera den Hof macht und sie heiratet, noch bevor er an die Front geschickt wird. Die schwangere Vera zieht mit Caitlin, dem mittellosen Dylan und deren gemeinsamem Kind nach Wales zurück, wo sie den Sold des Mannes aufbraucht, um sich und ihre Ersatzfamilie über Wasser zu halten. Als William gebrochen aus dem Krieg heimkehrt, selbst dem Alkohol verfällt und zunehmend zur Raserei neigt, bahnt sich eine Katastrophe an.
Das von John Maybury („The Jacket“) nüchtern erzählte Drama ist stark gespielt und nie überdramatisiert. Punktiert loten Gesten und Mienenspiele die innere Zerrissenheit der Protagonisten aus, die sich über Affären und unterdrückte Emotionen zusehends aufreiben. Neben den intensiven Schauspielleistungen überzeugt auch die kraftvolle Inszenierung, so etwa bei einer Parallelmontage von Geburt und Amputation. Lediglich das Ende, der Gerichtsprozess gegen den gewalttätig gewordenen William, wirkt arg gerafft. Insgesamt aber funktioniert „The Edge of Love“ auf verschiedenen Ebenen und fesselt bereits durch seine großartigen Hauptdarsteller.
Wertung: (7,5 / 10)