Das Angesicht des Teufels: In „The Devil’s Double“ erzählt „Bond“-Regisseur Lee Tamahori („Stirb an einem anderen Tag“) die Geschichte von Latif Yahia, der von 1987 bis 1991 als Doppelgänger von Saddam Husseins ältestem Sohn Uday fungierte. Die beiden kannten sich aus Schultagen, ohne das je eine Bindung zwischen ihnen bestanden hätte. Das sollte sich nach dem Ersten Golfkrieg ändern, in dem Latif in der Republikanischen Garde diente und gegen den Iran zu Felde zog. Basierend auf seinen in Buchform veröffentlichten Erinnerungen setzt der Film an dieser Stelle ein.
Latif, wie Uday gespielt von Dominic Cooper („My Week with Marilyn“), riskiert im Krieg sein Leben für Diktator und Vaterland. Als ein Doppelgänger für den Herrschersohn gesucht wird, entpuppt sich der getreue Soldat als idealer Kandidat. Nur verspürt der partout keine Lust, seinen Kopf als Marionette der Macht zu riskieren. Nicht allein, da Kontakt zu seiner Familie strikt verboten wäre. Aber Uday ist nicht allein narzisstischer Lebemann, sondern auch unberechenbarer Psychopath. Um Latif von den Vorzügen eines Lebens an seiner Seite zu überzeugen, lässt er ihn einsperren und foltern.
Erst als auch das Leben seiner Lieben auf dem Spiel steht, willigt Latif ein. Die folgende Rekonstruktion der Ereignisse kleidet Tamahori in hochglänzende Bilder, denen Nachrichtenbildcollagen bei narrativen Sprüngen über Kriegszeiten hinweg stimmungsvoller Kontrast sind. „The Devil’s Double“ umgeht damit überzeugend die Abbildung der medial weitläufig ausgeschlachteten Golfkriege und konzentriert sich allein auf das gespaltene Verhältnis zwischen Uday und Latif, der von Saddam Hussein (Philip Quast, „Clubland“) als Sohn in die Familie aufgenommen wird und an Prunk und Reichtum teilhaben darf.
Aber Udays unkontrollierte Wutausbrüche, die Vergewaltigung von Schulmädchen und das divenhafte Auftreten regen in ihm immer stärker den Drang des Widerstands. Dabei erinnert das nicht immer tiefsinnige, dafür aber durchweg fesselnde Drama in erzählerischer Gewichtung und Inszenierungsstil bisweilen an klassische Gangster-Thriller – ohne allerdings einem „Scarface von Arabien“ entsprechen zu wollen. Action und blutige Gewalt bleiben stilisiert, anbei aber sparsam dosiert. In der Hauptsache interessiert sich Tamahori für die Entwicklung Latifs, der seinem Schicksal letztlich zu entkommen versucht.
Im Vorlauf der steten Zuspitzung beginnt er eine Affäre mit Udays Bettgespielin Sarrab (Ludivine Sagnier, „Swimming Pool“) und plant mit ihr gar die Flucht in den Westen. Aber der Einfluss der Husseins bleibt über alle Grenzen hinweg spürbar. Insgesamt mag der Film konventionell gefertigt sein, lohnt aber bereits wegen Coopers furioser Darstellung des kindlich wirkenden Uday als bisweilen überzeichneter Unmensch im Zentrum von Macht und Willkür. So bleibt der (westliche) Blick hinter den Vorhang der Despotie bis zum Finale fesselnd und trotz kleiner Mängel ausgewogen zwischen Unterhaltung und Anspruch austariert.
Wertung: (7 / 10)