Nachdem der Brite Neil Marshall mit seinem Debütfilm „Dog Soldiers“ aufhorchen ließ, legte er mit dem beklemmenden Survival-Horror „The Descent“ seine vorzeitige Meisterprüfung ab. Problemlos ist der Film zu den besten Horror-Filmen der letzten fünfzehn Jahre zu zählen. Der Überlebenskampf von fünf Frauen inmitten eines unerforschten Höhlensystems wurde durch permanente Dunkelheit auf die Spitze getrieben und entlud sich gen Ende in einen blutigen und nicht zu gewinnenden Alptraum. Doch Hintertürchen gibt es immer, gerade in der Filmbranche und so setzt „The Descent 2“ genau da an, wo der Erstling aufhörte.
In der ursprünglichen Version konnte Sarah (Shauna MacDonald) der dunklen Hölle nicht entkommen, wohl aber im umgeschnittenen Prolog der Fortsetzung. Verstört und verletzt wird sie nun aufgefunden und in der Zwischenzeit haben Rettungstrupps bereits mit der Suche nach den Frauen begonnen. Vor allem der hiesige Sherrif Vaines (Gavan O’Herlihy) ist an einer Aufklärung des Falles interessiert, nur kann sich die blutüberströmte Sarah an nichts mehr erinnern. Um ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen und nach den anderen Frauen zu suchen, begibt sich eine kleine Gruppe – inklusive Sarah – abermals in das Höhlensystem.
Eine Fortsetzung des Überraschungserfolges war irgendwie klar. Das eigentlich deprimierende, düstere Ende des Originals nun aber ad absurdum zu führen dagegen weniger. Das macht die Geschichte von Anfang an unglaubwürdig und gewisse Vorbehalte sind so unweigerlich vorhanden. Komplett hanebüchen wird es später, wenn noch eine weitere Protagonistin des Originals urplötzlich als Kampf-Amazone in das Geschehen eingreift. Neben der ärgerlichen Handlung sind es aber in erster Linie einige Darsteller die gehöriges Nervpotential offenbaren. Gavan O’Herlihy („Willow“) hat als nie den Überblick behaltender Gesetzeshüter inmitten der überforderten Truppe die Rolle des Königs übernommen. Doch insgesamt bleiben die Charaktere blass und dienen lediglich als Kanonenfutter.
Das Schlachtfest kommt nach gemächlichem Beginn unter der Erdoberfläche dann recht schnell in Gang. Atmosphäre baut der Film aber nie auf. Vor allem, weil Regiedebütant Jon Harris die Dunkelheit nicht nutzt, sondern die Kulissen artig ausleuchtet und der Betrachter immer weiß was passiert. Gerade diesbezüglich entwickelte der Vorgänger eine kaum zu überbietende Spannung. Dieses Manko wird hier durch den physischen Überlebenskampf mit den Kreaturen versucht zu kompensieren. Doch auch dieses Unterfangen scheitert. Das – viel zu helle – Kunstblut fließt zwar literweise aus Körperöffnungen, aufgerissenen Halsschlagadern oder abgerissenen Gliedmaßen, doch wirklich spannend ist all das nur selten inszeniert. Die Bilder und Nahaufnahmen von Körpern durchbohrender Gegenstände gleichen sich dabei mehr und mehr und wechseln mit Schockmomenten aus dem Horror-Baukasten. Verwundern mag das Ergebnis nicht, unnütz ist es dagegen schon. Auch wenn hartgesottene Horror-Freaks an dem uninspirierten Schlachtfest sicherlich Gefallen finden werden. Und die dürfen sich nach dem unnützen Ende auch schon jetzt auf einen dritten Teil freuen.
Wertung: (4 / 10)