Die Begleitumstände, die „The Crow – Die Krähe“ im Jahre 1994 eine eher unfreiwillige Medienpräsenz bescherten, konnten wohl schlimmer nicht sein. Hauptdarsteller Brandon Lee verstarb kurz vor Abschluss der Dreharbeiten durch den Schuss aus einer Pistole, die eigentlich mit Platzpatronen hätte geladen sein sollen. Damit kam der Schauspieler ähnlich mysteriös ums Leben wie sein Vater, Martial-Arts-Legende Bruce Lee. Ob es sich bei dem Unfall um Absicht oder ein Versehen handelte, konnte man bis heute nicht feststellen. Regiesseur Alex Proyas („Dark City“) wollte die Dreharbeiten nach diesem Vorfall eigentlich abrechen, auf Drängen von Lees Ehefrau wurde der Film jedoch fertig gestellt und die fehlenden Szenen am PC eingefügt. Es war sicherlich die richtige Entscheidung diesen Film in Gedenken an Brandon Lee fertig zu stellen und ihm so ein würdiges Vermächtnis zu bescheren.
Basierend auf dem Comic von James O’Barr kreierte Regiesseur Proyas einen durchweg fesselnden Film, in dem es um Rache und unerfüllte Liebe geht. Der Musiker Eric Draven (Brandon Lee) und seine Verlobte werden Opfer eines Gewaltverbrechens. Ein Jahr später entsteigt Draven durch die Kraft einer Krähe seinem Grab und kehrt als Todesengel zurück, um den Mord an sich und seiner Verlobten zu rächen. Comic-Verfilmungen werden meist mit einem sehr kritischen Auge betrachtet. Im Falle von „The Crow – Die Krähe“ waren sich Fans wie Kritiker aber weitgehend einig, dass dieser Film auf ganzer Linie überzeugt. Dies liegt zum einen an Hauptdarsteller Brandon Lee („Rapid Fire“), für den der Streifen eigentlich den Durchbruch hätte bedeuten sollen.
Bis zu diesem Zeitpunkt gurkte Lee meist in zweitklassigen Actionstreifen herum, doch hier bewies er erstmalig schauspielerische Ausdrucksstärke und verleiht dem Charakter des Eric Draven eine beeindruckende Intensität. Aber auch die Darsteller um Brandon Lee können jederzeit überzeugen, sei es nun Michael Wincott („Alien – Die Wiedergeburt“) als Unterwelt-Boss, Tony Todd („Candyman’s Fluch“) als dessen rechte Hand, Ernie Hudson („Flucht aus Absolom“) als Polizist, der Dravens Wege immer wieder kreuzt, oder die junge Rochelle Davis, die eine gute Bekannte von Draven und seiner Verlobten spielt. Auch Nebenakteure wie David Patrick Kelly („Last Man Standing“) oder Jon Polito („Miller’s Crossing“) bringen den Film nach vorn. Prunkstück des Films ist jedoch die Arbeit von Regieneuling Alex Proyas. Die düstere und morbide Atmosphäre sucht ihresgleichen und zieht den Zuschauer bereits bei der Einleitung des düsteren Werks in seinen Bann.
Immer wieder überrascht Proyas mit visuellen und optischen Einfällen, die den ganzen Film über in schwarz/roten Tönen gehalten sind und dem Film eine völlig eigenständige Note verleihen. Untermalt wird die Geschichte von einem erstklassigen Soundtrack der härteren Gangart. Bands wie Nine Inch Nails, Pantera, The Cure, Stone Temple Pilots, Rage Against the Machine oder Helmet sind auf diesem zu finden und tragen zur unnachahmlichen Atmosphäre des Films bei. „The Crow“ ist ein kleines Meisterwerk, denn Proyas hat es geschafft die verschiedenen Elemente wie Story, Darsteller, Optik und Musik nicht nur unter einen Hut, sondern auch perfekt in Einklang zu bringen. Ein in jeder Hinsicht wirklich beeindruckender Film von einem der innovativsten und eigenwilligsten Regiesseure der letzten zehn Jahre!
Wertung: (9 / 10)