Dem oft totgesagten Genre des Katastrophenfilmes gelingt es seit Erschaffung der bewegten Bilder selbst, seine Unterhaltungskraft trotz fehlender Plausibilität oder Aussagekraft zu behaupten. Dabei erscheint es schlicht irrelevant, ob nun Feuer, Erdbeben, Überflutungen, vom Himmel stürzende Meteoriten, Vulkanausbrüche, in Not geratene Flugzeuge, Raumschiffe oder Meereskreuzer für kassenträchtige Tragödien sorgen. Denn Filme dieser Art finden seit jeher ihr Publikum. Jüngstes Beispiel des offenkundig nie versiegenden Stromes effektvoll zelebrierter Zerstörungskräfte bildet „The Core“, der in unseren Breiten unter dem Titel „Die Terranauten“ bereits zum Jahresanfang in den Lichtspielhäusern anlaufen sollte.
Die Mär vom abzuwendenden Weltuntergang häuft zum Auftakt rund um den Globus unerklärliche Naturphänomene auf. Träger von Herzschrittmachern sinken urplötzlich tot zu Boden oder ganze Vogelschwärme verwüsten orientierungslos das just überflogene Umfeld. Als Ursache der rätselhaften Ereignisse entpuppt sich das Magnetfeld im Kern der Erde, das Rotation schlicht eingestellt hat. Um diesen Zustand wieder zu normalisieren und die Welt vor der Katastrophe zu bewahren, wird ein internationales Forscherteam – u.a. Aaron Eckhart („Thursday“), Oscar-Preisträgerin Hilary Swank („Boys Don’t Cry“), Stanley Tucci („Road to Perdition“), Tcheky Karyo („Bad Boys“) und Delroy Lindo („Schnappt Shorty“) – zusammengetrommelt, das in einem eilig konstruierten und hitzeresistenten Gefährt die gefahrvolle Reise zum Mittelpunkt der Erde antritt.
Vor Ort soll der magnetische Kern unter Zuhilfenahme mehrerer Atomexplosionen aus seiner Lethargie befreit werden. Doch entsprechend den Regeln des Kinos verläuft das gesamte Unterfangen ganz anders, als ursprünglich vorgesehen. Dabei sollte klar sein, dass „The Core“ kein Film für Feingeister, Cineasten oder Jules Verne ist. In steter Folge wird dem Zuschauer ein Wechselspiel aus durchaus ansprechenden Zerstörungssequenzen und abstrusen wissenschaftlichen Erklärungsversuchen präsentiert, das vor dem Hintergrund des bevorstehenden terrestrischen Supergaus ausreichend Raum für plumpe Charakterzeichnungen bietet. Mehr als Alibidialoge und vorhersehbare Wendungen kann Regisseur Jon Amiel („Copykill“) dem ohnehin reizarmen Plot nicht abringen.
Von einem Streifen dieser Gangart Realitätsnähe zu verlangen, wäre wohl anmaßend. Doch rangieren einige Handlungsschnipsel, beispielsweise die Notlandung eines aus der Bahn geratenen Spaceshuttles in den Kanälen von L.A., gefährlich nahe am Trash. Dem gegenüber steht eine Fülle ebenfalls völlig an den Haaren herbeigezogener, obschon weitaus effektiverer Destruktionsszenarien, die ihre Höhepunkte aus der obligatorischen Vernichtung weltberühmter Bauwerke (u.a. Kolosseum, Golden Gate Bridge) schöpfen. Die stimmungsvollste und mit Abstand gelungenste Sequenz bildet jedoch der anfängliche Amokflug in die Irre geleiteter Vogelschwärme am Londoner Trafalgar Square, der inszenatorisch eine Verschmelzung von Hitchcocks „Die Vögel“ und verwackelter Fake-Dokumentaraufnahmen der Kategorie „Blair Witch Projekt“ darstellt.
Der Rest ist der übliche Eintopf aus bekannten Klischees und dem üblichen Ableben der Protagonisten, wobei vom ersten Augenblick an auf der Hand liegt, wer dieses Himmelfahrtskommando überleben wird. Immerhin sind die abziehbildgleichen Figuren – mit von der Partie sind auch Richard Jenkins („Spurwechsel“) und DJ Qualls („Road Trip“) – ansprechend besetzt, so dass im Hinblick auf die schauspielerischen Aspekte im Grunde kein Ausfall zu verzeichnen ist. Als nicht ganz ernst gemeinte Weltuntergangsutopie funktioniert „The Core“ passabel, sofern man über den grundsätzlich bestussten Plot und erzählerische Längen hinwegsehen kann. Somit reiht sich auch dieser Beitrag in die Riege possierlich doofer Katastrophenszenarien ein, irgendwo im geistigen Ödland zwischen „Armageddon“, „Dante‘s Peak“ und „Volcano“.
Wertung: (6 / 10)