„A writer, like a boxer, must stand alone.“ – Erik
Dass es ein Film hierzulande nicht ins Kino schafft, ist kein Indikator für mangelnde Qualität. Die Zahl der Hollywood-Produktionen, die ihre deutsche Erstveröffentlichung im Verleih erleben, wächst. Mitunter überraschend ist die Prominenz der Darsteller, die sich nicht länger aus abgehalfterten Stars im karrieristischen Abwärtstrend speist. Ein gutes Beispiel ist „The Champ“, der mit Samuel L. Jackson („The Spirit“) und Josh Hartnett („Lucky Number Slevin“) namhaftes Personal mit Leistungsgarantie auffährt.
Erik Kernan (Hartnett) arbeitet als Sportjournalist für die Denver Times. Mit seiner Rolle ist er jedoch alles andere als zufrieden. Nicht nur, dass er im Schatten seines verstorbenen Vaters, einem großen Radiokommentator steht, Chefredakteur Metz („M*A*S*H“-Star Alan Alda) beauftragt ihn meist nur mit Artikeln zu unbedeutenden Boxveranstaltungen. Seine große Chance wittert er, als er dem abgewrackten Obdachlosen Champ (Jackson) begegnet, der sich als „Battling Bob Satterfield“, ein totgeglaubter ehemaliger Box-Champion, vorstellt.
Erik, dem neben der beruflichen Stagnation die Trennung von Gattin Joyce (Kathryn Morris, „Cold Case“), obendrein eine erfolgreiche Kollegin, zu schaffen macht, übergeht Metz für die Veröffentlichung der Geschichte. Bei einem renommierten Magazin schafft er es mit dem ergreifenden Portrait auf die Titelseite und wähnt sich endlich am Ziel. Doch dann kommen Zweifel an der Glaubwürdigkeit des Champ auf. Von Gewissensbissen geplagt, muss sich Erik entscheiden. Soll er den Karriereschub ausnutzen oder dem journalistischen Ethos der Wahrhaftigkeit folgen?
Mit dem unspektakulären, auf wahren Ereignissen basierenden Drama, rückt Regisseur Rod Lurie („Nichts als die Wahrheit“) zwei Männer in den Mittelpunkt, die sich über Unwahrheiten interessant machen wollen. Während Champ über die Jahre jedoch mit seiner Rolle verwachsen ist, ahnt Erik nichts von den Problemen, die sein Leben nach dem erhofften Durchbruch als Journalist aus den Angeln heben werden. Wenn sie mit größerer Professionalität und Sorgfalt auch gar nicht erst entstanden wären. Unterm Strich kein herausragendes, aber doch grundsolides und gut besetztes Schauspielkino. Und um dies zu schätzen, braucht es keine voranstehende Auswertung auf der großen Leinwand.
Wertung: (6 / 10)