The Cassandra Crossing – Treffpunkt Todesbrücke (GB/D/I 1976)

thecassandracrossingIn Hollywood boomte während der Siebziger der Katastrophenfilm und lockte das Publikum scharenweise in die Kinos. Da wollte auch der italienische Produzent Carlo Ponti („Andy Warhol´s Frankenstein“) nicht hinten anstehen und brachte mit Geldern aus der eigenen Tasche sowie finanzieller Unterstützung aus Deutschland und England „The Cassandra Crossing“ auf den Weg, der hierzulande auch den Titel „Treffpunkt Todesbrücke“ trägt. In dem geht es zum Teil ungewohnt politisch zu, wenn die beachtliche Starriege auch einmal mehr nach altbackenem Muster um ihr Leben fürchtet.

Die Zentrale der World Health Organisation in Italien wird Opfer einer terroristischen Attacke. Drei Männer, getarnt als Ärzte und Patient verschaffen sich gewaltsam Zutritt und flüchten, als bewaffnetes Personal anrückt, in einen Raum, der einen bakteriologischen Kampfstoff beherbergt. Die US-Regierung wollte diesen außerhalb der eigenen Landesgrenzen unbemerkt vernichten, was zur törichten Alleinentscheidung wird, als einer der Terroristen während des Gefechts infiziert wird und unerkannt entkommen kann. Er steigt in einen voll besetzten Personenzug und verbreitet das Virus, was den amerikanischen Militäroffizier Mackenzie (Burt Lancaster, „Airport“) zu rigiden Maßnahmen drängt.

Beeindruckend ist allein die Starpower, die der spätere „Rambo 2“-Regisseur George P. Cosmatos durch die wüste Mischung aus Katastrophenfilm und Action-Thriller lotst. Schauspielgrößen wie Richard Harris („18 Stunden bis zur Ewigkeit“), Pontis Gattin Sophia Loren („Arabeske“), Ava Gardner („Erdbeben“) oder der legendäre Schauspiellehrer Lee Strasberg („Der dritte Mann“) geben sich im Todeszug die Klinke in die Hand, was zu allerlei emotionalen Verstrickungen und dramatischen Konflikten führt. Um eine Ausbreitung des Virus zu verhindern, wird der Zug versiegelt und nach Polen umgeleitet, was dem Mitreisenden Kaplan (Strasberg) als Überlebendem des Holocaust schwer zusetzt.

Selbst potentiell ergreifende Szenen wie diese gehen Cosmatos so wenig glaubhaft von der Hand, dass jedes Gewicht des nur auf dem Papier kontroversen Thrillers augenblicklich schwindet. Die menschlichen Schicksale lassen völlig kalt, die Figuren und ihre Handlungen wirken stets wie die Hirngespinste des Autorenteams, zu dem, wie sollte es anders sein, auch Cosmatos selbst zählt. Überhaupt wird mit allerlei billigen Tricks versucht Adrenalin zu pumpen, was bei den Versuchen, den komatösen Träger des Kampfstoffs per Helikopter aus dem fahrenden Zug zu befördern, zu Rückprojektionen und wiederholtem Scheitern führt, weil da immer irgendwo ein Baum oder Berg zuviel aus der Landschaft ragt.

In Polen sollen die Passagiere über eine marode Brücke geführt werden und dort den Tod finden. Keine Überlebenden, keine Fragen. Mit ihrem drohenden Schicksal hadernd, schließlich erweist sich der Bazillus als gar nicht so tödlich, beginnen die Todgeweihten um den Neurochirurgen Chamberlain (Harris) zu meutern. Dazwischen wird immer wieder die Brücke aus verschiedenen Blickwinkeln in all ihrer baufälligen Pracht erfasst. Die finale Katastrophe, der natürlich nicht alle Protagonisten zum Opfer fallen, ist trotz Modellen gut getrickst. Doch die Kritik an Mackenzies Amerika und seinen Methoden wirkt zu aufgesetzt, als dass in Kombination mit den logischen Schwächen ein packender Film daraus werden könnte. Ein unterhaltsamer vielleicht – nur bleibt dessen Anspruch durchweg eingebildet.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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