
Eine Formation der ausschweifenden Songs waren THE CAROLYN nie. Aber was die Indie-Punks aus Atlanta, Georgia, auf ihrem jüngsten Werk vorlegen, passt in Sachen Umfang eher in die Schublade altschulischen Hardcores. Denn das mit „Pyramid Scheme of Grief“ famos betitelte dritte Album des Trios veranschlagt für seine elf Tracks gerade einmal 18 Minuten. Das hat jedoch den entscheidenden Vorteil, dass die Platte nie ihr Willkommen ausreizt und die einzelnen Nummern darüber hinaus meist früher enden, als zu erwarten wäre.
Die damit verbundene Reduktion auf das Wesentliche unterstreicht den Sympathiefaktor der Band. Wie auch deren Herangehensweise insgesamt. Schließlich sind die Emo-Anleihen auf „Pyramid Scheme of Grief“ genauso greifbar wie auf den vorangegangenen Outputs. Allerdings führen die abseits der bewährten Melancholie-Anflüge nie zu ausgestellter Gefühligkeit. In der Hauptsache preschen die Stücke einfach nach vorn, bleiben melodisch unterfangen und scheuen auch diesmal nicht die gesunde punkige Trotzigkeit.
Mit der einher gehen auch markante Textpassagen wie „Search for something late at night to help me sleep… through our midnight daydreams“ (aus „Nosebleeds“), die zeigen, wie THE CAROLYN mit Sinnbildern und Emotionshorizonten spielen. Das führt zu standesgemäßen Hits in Serie – und Anspieltipps wie „75mg Prologue“, „And the Infinite Void“, „Katie Arson“, „Hostile Mañana“ oder „Faded in Roku City“. Dies gewisse Überraschungsmoment bewahrt sich das US-Dreigestirn selbst beim Akustik-Finale „Remember Damage“, das die Scheibe nach gerade einmal 37 Sekunden abschließt. Packenden Indie-Punk gibt es eben auch ohne ausschweifende Songstrukturen.
Wertung:
(7,5 / 10)
