The Book of Eli (USA 2010)

the-book-of-eli„I walk by fate, not by sight.“ – Mit Gottesfurcht und scharfer Klinge: Eli

„I am Mad Max“ witzelte manch ein Kritiker anlässlich des bigotten Endzeit-Thrillers „The Book of Eli“. Tatsächlich zeichnen Allen und Albert Hughes in ihrer ersten Regiearbeit seit „From Hell“ (2001) ein nachvollziehbares und visuell beeindruckendes Endzeitszenario nach, in dem allgemeines Faustrecht und das Gesetz des Stärkeren vorherrschen. Der Barbarei entgegen stellt sich Eli (Oscar-Preisträger Denzel Washington, „Training Day“), der an die verrufene göttliche Fügung glaubt und im Auftrag des Herrn durch die öden amerikanischen Lande wandert. Das Ziel ist ungewiss, die Bürde der letzten Bibel ist es nicht.

Gottvertrauen ist Mangelware in diesem Entwurf der Postapokalypse, der 2044, rund drei Jahrzehnte nach dem Untergang der Zivilisation angesiedelt ist. Bekannte Motive endloser Wüsten und von Trümmern gesäumter Asphaltschlangen veredelt Kameramann Don Burgess („Forrest Gump“), der das tägliche Elend nüchtern und die Action ebenso direkt wie poetisch einfängt. Denn jener besonnene Eli ist ein Paradekämpfer, der als Mischung aus Prophet und Erzengel über die unverbesserlichen Sünder kommt. Das funktioniert so lange, wie das religiöse Pathos nicht die Oberhand erlangt.

Bevor gegen Ende aber eine verquaste Erlöserdynamik in Gang kommt, verstrickt sich die Ein-Mann-Armee in einen verlustreichen Kleinkrieg mit dem despotischen Carnegie (solide: Gary Oldman, „The Dark Knight“) und seiner Gefolgschaft (u.a. Ray Stevenson, „Rome“). Der ebenso wehrhafte wie kluge Eli kommt dem Schurken gerade recht. Er will die verbliebene Bibel um jeden Preis in seinen Besitz bringen, um durch die Kraft der überlieferten Worte gesicherte Macht über die Menschen zu erlangen. Dem stellt sich der resolute Hoffnungsstifter nach allen Regeln der (Kampf-)Kunst entgegen.

Der Kontrast gegenläufiger Motivationen, der Menschen im Zeichen der Religion agieren lässt, ist geschickt formuliert. Nur kann der machthungrige Carnegie aus diesem Modell einfach nicht als Sieger hervorgehen. Eli, der von der jungen Solara (Mila Kunis, „Max Payne“) unterstützt wird, haftet eine Heiland-Mystik an, die vor allem Malcolm McDowell („Doomsday“) als Verwalter des kulturellen menschlichen Nachlasses in Verzückung versetzt. Die aufgesetzte Mahnung zu Gottvertrauen, die im Schlussdrittel zum beherrschenden Thema wird, schmälert einen stimmigen Endzeit-Western, der mit bestechender Optik und gewohnt gutem Washington viel fürs Auge bietet.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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