Ein Hauch von „Barton Fink“ weht über die Geröllwüste des amerikanischen Westens. Dort, wo Menschen regelmäßig von Außerirdischen entführt werden, ereignet sich Kurioses. Stets im Zentrum der Ereignisse steht der erfolglose Schauspieler John Person (Jon Favreau, „Very Bad Things“). Er, der die eigenen Künstlerfotos zur Begutachtung an der Wand seiner kahlen Wohnung – später seines Hotelzimmers – aufreiht, wird zum Spielball undurchsichtiger Interessenparteien.
Seine Schulden zwingen ihn, auf das Angebot seines wunderlichen Nachbarn einzugehen. Der bietet ihm 25.000 Dollar für die Überbringung eines blauen Koffers in ein verschlafenes Wüstenkaff, zu Händen des mysteriösen Cowboy (Sean Bean, „The Dark“). Geheuer ist ihm der Botengang nicht, zumal die Organisation im Hintergrund über peinliches Wissen verfügt. Das beinhaltet Zeitpläne, wann John unter Zuhilfenahme welchen Gleitmittels in eine Socke masturbiert hat. Was also bleibt ihm übrig? Für den Betrag von 27.987 Dollar, seiner aufaddierten Verbindlichkeiten, akzeptiert er und begibt sich auf eine Reise ins Ungewisse.
Innerhalb der Bilder herrscht Stagnation. Die Zeit scheint still zu stehen. Umso höher bleibt Kameramann Chris Manley („Thoughtcrimes“) die daraus entstehende Stimmung anzurechnen, mit der er die künstlerisch arrangierten Einstellungen schmückt. Ihnen obliegt der Schlüssel der Erzählung. Sie nähren das Geheimnisvolle. Steve Andersons Regiedebüt, zu dem er auch das Drehbuch schrieb, lebt bewusst vom Reiz des Visuellen. Das jedoch soll nicht bedeuten, inhaltlich fehle es seinem Film an Ideen. Im Gegenteil.
Anderson hat es nicht eilig. Ohne Hast führt er in die Welt des glücklosen Protagonisten ein, behält das Vorwärtskommen des Plots dabei aber stets im Auge. Die Gestattung schleifender Passagen sind kein Luxus, sondern erforderliches Mittel zur punktierten Vorstellung der Charaktere. Für deren Darstellung wurde ein Ensemble verpflichtet, das ohne Übertreibung als Hollywoods Helden der zweiten Reihe bezeichnet werden kann. Hervorzuheben ist dabei TV-Star Kelsey Grammer („Frasier“), der als undurchsichtiger FBI-Agent brilliert.
Daneben sind es Joey Lauren Adams („Chasing Amy“), Darryl Hannah („Kill Bill“), Adam Beach („Flags of Our Fathers“) und Rachael Leigh Cook („11:14“), die der Skurrilität des Films Ausdruck verleihen. Gerade letztgenannte läuft als Provinzschönheit Ruthie zu Höchstform auf. Sie wird in der öden Tristesse zu Johns Bezugspunkt und hält ihn wiederholt davon ab, in seinem Hotelzimmer auf Cowboy zu warten. Damit verzögert sich der Abschluss des ominösen Geschäfts zusehends.
Nur selten löst sich der skurrile Thriller aus der Bedächtigkeit. Das narrative Tempo ist dem schleichenden Alltag in der Wüste angepasst. Mit spürbarer Gemütsruhe flaniert Anderson durch die von zunehmender Undurchsichtigkeit gesäumte Geschichte. Das hilft ihm, die Ecken und Kanten seiner Figuren auszuloten. Trotzdem bleibt am Ende Ratlosigkeit. Der Weg zur Lösung liegt im Detail. Zufälle gibt es keine, unwesentliches Beiwerk in der Fotografie ohnehin nicht. Als Film für komplizierte Feingeister ist „The Big Empty“ keine Kost für Jedermann. Man muss schon fest an Aliens glauben – oder zumindest auf gängige Hollywoodkonventionen pfeifen.
Wertung: (6,5 / 10)