
„That’s the one thing Beekeepers don’t do: stand down. Not unlike bees themselves, Beekeepers keep working until they die.“ – Beitrag zur Kontextstiftung: Westwyld
Jason Statham war „The Transporter“ und „The Mechanic“. Dass er auch die bevorzugte Besetzung als Elite-Schlagetot in „The Beekeeper“ markierte, liegt aber wohl mehr an seiner stoischen Präsenz und der beeindruckenden Physis als seiner sporadischen Mitwirkung in Filmen, deren Titel dem Schema „Bestimmter Artikel trifft Nomen“ folgen. Ins Portfolio des Actionstars passt der so hirnverbrannte wie unterhaltsame Reißer aber ohne Zweifel. Und zu Staunen gibt es dabei obendrein einiges. Entweder ob der groben Gewalt oder der in Herleitung und Dialogen geradewegs ins Auge springenden Einfalt.
Ernst zu nehmen ist Stathams kaltblütiger Imker Adam Clay jedenfalls zu keiner Zeit. Dabei wollte er am Arsch der US-amerikanischen Heide doch eigentlich nur in Frieden Bienen hüten und Honig in Gläser füllen. Da er dieser grundlegend friedlichen Tätigkeit auf dem Grundstück der gutherzigen Eloise („Bill Cosby Show“-Mutter Phylicia Rashad) nachkommt, trifft ihn der Selbstmord der Seniorin umso mehr. Zwar gerät er durch ihre Tochter, die toughe FBI-Beamtin Verona (Emmy Raver-Lampman, „The Umbrella Academy“), zunächst selbst in Verdacht, erfährt durch sie aber genug über die Hintergründe, um gleich zur Tat schreiten zu können. Dabei ist das Callcenter voller aufgehypter Tech-Millennials, die neben Eloise zahllose andere unbescholtene Mitmenschen mit perfiden Tricks um Millionen an Erspartem bringen, größtmöglich übertrieben dargestellt.
Aber das Skript stammt nun mal vom auch produzierenden Kurt Wimmer („Ultraviolet“). Was soll da schon anderes zu erwarten sein? Blöd für die hippen Kriminellen, die für den verzogenen Derek Danforth („Die Tribute von Panem“-Star Josh Hutcherson) arbeiten, ist, dass Clay als Beekeeper einst unter dem geheimdienstlichen Radar den demokratischen Hofstaat sauberhielt. Und so begibt sich der eigentlich verrentete Systemwahrer auf einen erbarmungslosen Feldzug, bei dem der Zweck konsequent die Mittel heiligt. Wer sich Clay in den Weg stellt, riskiert auch ohne direkte Mittäterschaft zu Klump geschlagen oder mit Kugeln gespickt zu werden.
Das erinnert in seiner emotionalen Simplifizierung samt Rechtfertigung der eigenmächtig auferlegten Bestrafung jener, die unbescholtene Menschen bestehlen, an Uwe Bolls „Assault on Wall Street“ (2013). Entsprechend weit wird Clays rohes Walten moralisch überhöht. Was „The Beekeeper“ aber zu einem wirklich dummen Film macht, ist das Nachäffen des bewährten Selbstjustiz-Narrativs, nach dem das Gerechtigkeitsstreben des Einzelnen über dem staatlichen Recht steht. Dass der von David Ayer („Suicide Squad“) flott abgehandelte Streifen trotzdem souverän funktioniert, ist der guten Portion comichafter Übertreibung zu verdanken, bei der Clays irre Nachfolgerin (Stuntfrau Megan Le) auch schon mal mit großem Kaliber eine Tankstelle pulverisiert.
Die knallige Ader wird aber auch von Hutcherson getragen, dessen arrogantes Tech-Genie vom ehemaligen CIA-Vorsteher Westwyld (Charakterdarsteller Jeremy Irons, „House of Gucci“) beschützt wird – als dessen Nachfolgerin dabei: Minnie Driver („Good Will Hunting“). Nur wird Clay auch dadurch nicht gebremst, dass Danforths Mutter (Jemma Redgrave, „Doctor Who“) die Präsidentin der USA ist. Zwar kommt der unbeirrbaren Ein-Mann-Armee die clevere Verona auf die Spur, am Ende muss aber auch sie erkennen, dass der Schutz des sinnbildlich strapaziös bemühten Bienenstocks manchmal nicht ohne verschütteten Honig vonstattengeht. Das führt zu einer Vielzahl krawalliger – und nicht nur beim Finale im schwer bewachten Inselanwesen der Präsidentinnen-Familie – haltlos übersteigerten Actionszenen. Da Statham bei der richtigen Inszenierung aber immer einen Blick wert ist, kommen Genrefans auch diesmal auf ihre Kosten.
Wertung: (6 / 10)