The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro (USA 2014)

the-amazing-spider-man-2-rise-of-electroViel Zeit hatte Mediengigant Sony nach dem Abschluss von Sam Raimis „Spider-Man“-Trilogie nicht verstreichen lassen, ehe der Comic-Klassiker erneut fürs Kino verfilmt wurde. Ob es ein Komplett-Reboot mit kaum variierter Vorgeschichte wirklich gebraucht hätte, spaltet das Publikum bis heute. Aber Regisseur Marc Webb („(500) Days of Summer“) und Hauptdarsteller Andrew Garfield („The Social Network“) fanden trotz aller Skepsis ihre eigene Note und gaben der Geschichte um den nach einem Spinnenbiss zum Superhelden mutierenden Außenseiter Peter Parker eine melancholischere und insgesamt ernstere Note.

Die Fortsetzung „Rise of Electro“ baut diese anfangs weiter aus, wenn das Schicksal von Peters Eltern beleuchtet wird. Die starben bekanntermaßen bei einem Flugzeugabsturz. Dessen Hintergründe – und darauf folgend der übergeordnete Zusammenhang zwischen Peters Superkräften und der Forschung des Vaters – werden nun enthüllt. Dabei zeigt sich aber gleich das größte Problem des Sequels: eine partielle Überdramatisierung und fehlende Bodenhaftung. Der Film findet nur selten die richtige Balance zwischen trickreicher Action, charakterlicher Entwicklung und offensiverem Humor. So sind vor allem Spider-Mans ironische Kommentare einfach zu selten wirklich witzig.

Wenn der Held im rot-blauen Spandexanzug durch New Yorks Straßenschluchten gleitet, ist das visuell aufregend. Nur stand ihm bereits im ersten Teil ein Schurke gegenüber, der seltsam blass blieb. Selbiges trifft bedauerlicherweise auch diesmal zu. Mit Oscar-Preisträger Jamie Foxx („Django Unchained“) konnte zwar ein Darsteller mit unbestrittenen Qualitäten verpflichtet werden, nur erinnert dessen nerdiger, sozial praktisch unsichtbarer Ingenieur Max einleitend an Michelle Pfeiffers Catwoman-Vorlauf in „Batmans Rückkehr“. Nach einem verheerenden Arbeitsunfall (mit Hochspannung und Zitteraalen) verwandelt er sich in das Energiewesen Electro und richtet im Stadtbild bald großen Schaden an.

Die Probleme häufen sich für Spider-Man aber auch durch Harry (Dane DeHaan, „Chronicle – Wozu bist du fähig?“), Sohn des todkranken Großindustriellen Norman Osborne (Chris Cooper, „American Beauty“). Der ist ein alter Freund Peters und erbittet, um nicht das väterliche Schicksal teilen zu müssen, eine Blutprobe des Spinnenhelden. Als dieser ablehnt, injiziert sich Harry das unerprobte Spinnengift und verwandelt sich in den Grünen Goblin. Die daran geknüpfte Action ist zweifelsfrei sehenswert, als überzeugendstes Moment erweist sich aber auch diesmal Peters Beziehung zu Gwen (Emma Stone, „Gangster Squad“). Vor dem Tode ihres Vaters (mit mahnenden Kurzauftritten: Denis Leary, „Rescue Me“) musste er versprechen, sie nicht zu gefährden. An dieser Zerrissenheit zwischen Ehrgefühl und Emotion droht ihre Liebe zu scheitern.

Die Besetzung hält mit Sally Field („Lincoln“) als Tante May, Colm Feore („Die Borgias“) als intrigantem Oscorp-Vorstandsmitglied Menken und Paul Giamatti („Shoot `Em Up“) als gesichtstätowiertem russischen Gangster reizvolles Personal bereit. Nur der sprunghafte Plot kann da nicht mithalten. Das Duell Spider-Man gegen Electro bleibt trotz souveränem Effektgewitter letztlich unspektakulär. Doch folgt diesem ein tragisch gefärbter Epilog mit dem Grünen Goblin, der Peter in die Zerrüttung treibt. Die damit verbundene Herleitung auf den dritten Teil (einschließlich Giamatti als Rhino) packt mehr als die zwei Stunden zuvor. Doch zahlte sich gerade diese Mühe nicht aus. Wie Sony verlauten ließ, wird Garfield als Superheld abgelöst, um den Fokus auf Peters Schulzeit zu legen. Bleibt nur zu hoffen, dass es der Spidey-Reboots dann endlich genug ist.

Wertung: 6.5 out of 10 stars (6,5 / 10)

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