Das „Texas Chainsaw Massacre“ (1974) ist ein Stück Kinohistorie. Als einer der Wegbereiter des Terrorfilms setzte das grimmige Low Budget-Werk Maßstäbe im Splatter-Genre – und dass, obwohl die Gewalt fast ausschließlich angedeutet bleibt und sich ihre Wirkung suggestiv entfaltet. Vor jahrzehntelanger Beschlagnahmung in Deutschland schützte das selbstredend nicht. Im Laufe der Jahre kamen einige Nachzügler hinzu: Die Fortsetzung von 1986, eine von Ur-Regisseur Tobe Hooper selbst grell überspitzte Sozial-Satire, wich vom eigentlichen Kurs weit ab und trug die mörderische Sawyer-Sippe am Ende per Stolleneinsturz sinnbildlich zu Grabe.
Der 1990 nachgelegte dritte Part („Leatherface“) ignorierte den direkten Vorgänger beflissentlich und sponn das blutige Treiben in der Provinz einfach fort. Gleiches gilt für den vier Jahre später präsentierten vierten Film der Reihe, der sich als Quasi-Remake des Originals versteht, neben beschämenden Frühauftritten späterer Hollywood-Stars (u.a. Renèe Zellweger) aber nur qualitative Talsohlen durchschreitet. Marcus Nispels offizielle Neuverfilmung des Stoffes folgte 2003, dessen Prequel drei Jahre später. Um der relativen Unübersichtlichkeit die Krone aufzusetzen, knüpft „Texas Chainsaw 3D“, der insgesamt siebte Film zum Thema, einfach unmittelbar an Hoopers Ursprung der Kettensägen-Saga an.
Nachdem im Vorspann relevante Szenen des Originals gezeigt werden, rückt kurz nach der Flucht der einzigen Überlebenden (Marylin Burns) die Polizei am Sawyer’schen Domizil an und verlangt die Herausgabe von Sohn Jed, besser bekannt als Leatherface. Die Familie – u.a. verkörpert von Bill Moseley („Texas Chainsaw Massacre 2“) und Ur-Leatherface Gunnar Hansen – ist gewillt zu kooperieren. Doch mit Auftauchen eines Redneck-Lynchmobs eskaliert die Situation. Die Sawyer-Sippe wird in Kugelhagel und Feuersbrunst (scheinbar) ausgelöscht. Lediglich ein Baby findet Obhut bei der Familie eines der Vigilanten. Jahre später ist aus ihr die selbstbewusste Heather (Alexandra Daddario, „Percy Jackson“) geworden.
Als sie erfährt, dass sie Alleinerbin eines Anwesens samt stattlichem Vermögen ist, macht sie sich mit drei Freunden auf, den neuen Besitz zu ergründen. Doch im Keller der herrschaftlichen Residenz lauert das Grauen in Gestalt von Leatherface (Dan Yeager). Der arbeitet sich in konventionellen Blut- und Gewaltexzessen an Heathers Begleitern ab und stellt auch ihr mit geölter Kettensäge nach, nicht ahnend, dass sie seine letzte noch lebende Anverwandte ist. Da Blut aber bekanntermaßen dicker ist als Wasser und Bürgermeister Hartman (Paul Rae, „True Grit“) Hüter eines dunklen Geheimnisses ist, dürfen sich die Vorzeichen von Gut und Böse am Ende fröhlich verkehren.
Von bestechender Logik sind die aufgetischten Wendungen und Wandlungen nicht und woher der todgeweihte Polizist im Weinkeller anlässlich des Settings (laut Zeitrechnung die frühen Neunziger) das zur Videoübertragung fähige Mobiltelefon hat, ist nur eine Kuriosität an der Schweißnaht von Original und Fortsetzung. Ambition ist dieser keinesfalls abzusprechen und durchaus löblich sind die eigenständigen Wege, die Regisseur John Luessenhop („Takers“) einschlägt. Nur ist sein „Texas Chainsaw“ (samt überflüssiger 3D-Effekte) weder originell noch packend. Denn abseits der positiven Ansätze regiert doch nur wieder Splatter-Dienst nach Vorschrift. Aber der nächste Aufguss lässt bestimmt nicht lange auf sich warten.
Wertung: (4 / 10)