Der einst weltberühmte Magier David Copperfield hat sich nach Jahren des Erfolgs aus dem Rampenlicht fortgezaubert. Weitgehend übersehen blieb sein Versuch der Schauspielerei zum Anbeginn der Laufbahn. Im Slasherfilm „Terror Train“ (dt. Titel: „Monster im Nachtexpress“) spielte er 1980 an der Seite von Jamie Lee Curtis („Halloween“, „Prom Night“), die ihren Ruf als Scream Queen nachhaltig untermauerte. Und in was für eine Rolle schlüpfte Copperfield? Richtig, in die eines Magiers! Der begleitet eine Gruppe angehender Medizinstudenten auf Kaperfahrt im Bummelzug. Der angedachten Partystimmung steht allein ein wahnsinniger Killer im Wege.
Dessen Motiv wird einmal mehr im Prolog eröffnet: Alana (Jamie Lee Curtis) und ihre Freunde, allen voran Impulsgeber Doc (Hart Bochner, „Stirb langsam“), verheißen dem schüchternen Kenny (Derek MacKinnon) den ersten Sex. Doch im präparierten Bett findet der bedauernswerte Außenseiter lediglich eine Leiche vor, was sich erkennbar schlecht auf seine Psyche auswirkt. Aber wird er darum drei Jahre später auf der ausschweifenden Zugfahrt gleich den mordenden Partygast spielen? Die Antwort liegt auf der Hand. Ein wenig Variierung erhält das hinlänglich bekannte Szenario allerdings durch die Unwissenheit über Kennys Erscheinung. Zumal die an Bord des Zuges stattfindende Kostümparty ausreichend Raum für anonyme Heimtücke bietet.
Neues bot das Regiedebüt des späteren Bond-Filmers Roger Spottiswoode („Der Morgen stirbt nie“) nicht einmal für die Verhältnisse seiner Produktionszeit. Trotzdem darf „Terror Train“ zu den besseren Beiträgen der ersten Welle des Schlitzer-Genres gezählt werden. Das liegt einerseits am moderaten Spannungsbogen, der vor allem in der letzten halben Stunde für den bisweilen arg bedächtigen Vorlauf entschädigt, und andererseits den soliden schauspielerischen Leistungen. Jamie Lee Curtis spult das Repertoire des Flüchtens und Schreiens souverän ab und mit Altstar Ben Johnson („The Wild Bunch“) in der Rolle des Schaffners Carne wird selbst auf Erwachsenenseite ein Protagonist abseits üblicher Schablonen eingeführt.
Überhaupt sind die Figuren angenehm zurückhaltend gezeichnet. Da Kenny allerdings nur denjenigen nach dem Leben trachtet, die ihn damals in den Wahnsinn trieben, bleibt ein Großteil der auf der Schiene feiernden Meute gesichtsloses Beiwerk. Dem entsprechend bleibt die Opferzahl überschaubar, die Darstellung der Gewalt gar weitgehend angedeutet. Spottiswoode konzentriert sich auf wirksame Bilder, wobei Copperfield als akut verdächtiger Magier Ken mit lockeren Illusionen zum Unterhaltungswert beiträgt. Die Renaissance filmischer Kunstfertigkeit ist der simple, immerhin aber effektive Thriller selbstredend nicht. Machart und Besetzung trösten aber über manche Durststrecke hinweg.
Wertung: (6 / 10)