Terrifier 2 (USA 2022)

„Look, I get it dude, the whole creepy silent mime gimmick. I mean, it’s really effective and the blood is a nice touch also.“ – Ellie

Dass Killer-Clown Art nicht von dieser Welt ist, wurde spätestens am Ende von „Terrifier“ (2016) offenbar: Nachdem er sich selbst eine Kugel durch den Hinterkopf gejagt hatte, erwachte er (mutmaßlich von einer bösen Macht reanimiert) in der Leichenhalle zu neuem Leben. Genau hier knüpft die Fortsetzung an, für die Autor und Regisseur Damien Leone („All Hallow’s Eve“) augenscheinlich ein größeres (wenn auch immer noch vergleichbar winziges) Budget zur Verfügung stand. Das lässt sich bereits daran ermessen, dass besagte Leichenhalle nicht mehr die Anmutung eines Kellers vorweist, sondern ein richtiges Set markiert. Geblieben ist der Hang zu ausufernder Gewalt, die in selbstzweckhafter Manier immer mindestens einen Schritt weitergeht, als notwendig erscheint.   

Doch ist der Splatter, transportiert über Arts zügelloses Traktat seiner Opfer, Grundpfeiler des Schockpotentials. Nicht umsonst sind Gerüchte über Ohnmachtsanfälle unter Zuschauenden Teil des medialen Hypes. Was „Terrifier“ aber auch diesmal aus der Masse hervorstechen lässt, ist das surreale Moment. Das zeigt sich u. a. im Waschsalon, wo Art sein besudeltes Kostüm wäscht und auf ein geisterhaftes junges Mädchen (Amelie McLain, „Transference“) in vergleichbarer Montur trifft, aus dem sich erst einmal eine Blutfontäne ergießt. Ein weiteres Beispiel ist die „Clown Cafe“-Alptraumsequenz, die eine unzweifelhafte Brücke zu „Nightmare on Elm Street“ (1984) schlägt. Dazu passt, neben den Anfangstiteln in 80’s-Retro-Anmutung (und -Score) die visuelle Tonalität des Sequels. Es ist eine Verbeugung vor jenen, die den Slasher großgemacht haben (explizit zu erwähnen bleibt „Halloween“, 1978). Eigene Größe entsteht daraus allerdings nicht. Zumindest nicht durchweg.

Anders als der Vorgänger erzählt Leone diesmal eine Geschichte. Genauer: eine Familiengeschichte. In der wundert sich Cosplayerin Sienna (Lauren LaVera, „Not for Nothing“) über ihren von Serienkillern besessenen zwölfjährigen Bruder Jonathan (Elliott Fullam). An Halloween plant er, sich als Killer-Clown Art zu verkleiden. Mutter Barbara (am Rande der Hysterie: Sarah Voigt, „A Job to Die For“) hält es für eine Phase, bedingt durch den Tod des Vaters. Dass Art die Geschwister nach seiner Rückkehr terrorisiert, scheint der Verstorbene in Zeichnungen vorhergesehen zu haben. Mehr noch hat er Sienna ein Schwert hinterlassen, das sich bei der zwangsläufigen Konfrontation mit dem dämonischen Spaßmacher als nützlich erweisen soll. Nur verfügt dies kleckerweise aufgebrachte Mystery-Additiv über keinerlei Verankerung in der Erzählung. Es wird behauptet, also sei es.   

Was im Vorgänger narrativ zu wenig erschien, wird hier zu hochgestapelt. Mit einer Spielzeit von mehr als 130 Minuten ist „Terrifier 2“ bald eine Stunde (!) länger als der Vorläufer. Das Problem: Die Handlung lässt diese Streckung kaum zu. Das führt zu einer Dehnung, die zwar nicht mit Langatmigkeit gleichgesetzt werden sollte, das Gros der Szenen aber unnötig verlängert. Das gilt auch für die wiederum drastischen, tricktechnisch nahezu handgemachten Tötungsszenarien, deren Klimax die übertrieben endlose Tortur eines Opfers im eigenen Schlafzimmer bedeutet. Leones Slasher-Epos wirkt in Teilen überambitioniert, funktioniert durch die im Gegensatz zum Erstling meist ausdrucksstärkeren Schauspieler*innen aber überzeugender. So findet der wortlose, von Thornton wiederum bestechend verkörperte Art in LaVera eine bemerkenswerte Widersacherin.

Der Großteil der Opfer entspringt Siennas Umfeld – erwähnenswert bleibt Ellie-Darstellerin Casey Hartnett („What We Found“). Das mörderische Treiben erscheint darüber weniger willkürlich (ergo konventioneller), selbst wenn die Verbindung zwischen Clown und Familie unklar (man könnte auch sagen: eingebildet) bleibt. Als Art und seine blasse Kindsbegleiterin Jonathan in einen verlassenen Vergnügungspark verschleppen, ist der Ort des Showdowns mit der Geisterbahn klar definiert. Durch Siennas „Final Girl“-Figurierung erscheint jedoch absehbar, dass Art in bewährter Manier eines Freddy, Jason oder Michael Myers zur serialen Rückkehr abgestellt wird. Dabei hilft die bizarre Abspann-Sequenz, in der neben Wrestler Chris Jericho („MacGruber“) auch die entstellte Vicky (Samantha Scaffidi) auftritt. Das letzte „Terrifier“-Kapitel ist damit sicher nicht erzählt. Nur bleibt abzuwarten, wie lange Arts bestechende Präsenz das Thema vor der Abnutzung bewahren kann.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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