Ein Hauch von Spiritualität umweht rein äußerlich den dritten Take von TEPHRA, mit dem sich die Band aber vor allem inhaltlich etwas von seiner Vergangenheit zu lösen scheint. Die zuvor teils zerstörerisch wirkenden, düsteren Klangwelten haben auf „Tempel“ zwar auch noch ihren Platz, aber zunehmend rücken harmonischere Züge ins Zentrum. Natürlich darf man eine Band wie NEUROSIS weiterhin zitieren, insgesamt jedoch klingen TEPHRA gemäßigter, fast so, als hätten sie den Teufel an die Leine gelegt.
Der Opener „Ghost“ bricht nach gemächlichem Start noch nicht mit der Tradition. Bedrohliche und sperrige Soundwände türmen sich auf, mit denen TEPHRA nicht weit von den Vorgängern entfernt liegen. Dazu dieses unbändige Geschrei. Doch genau dieses rückt im Verlauf mehr und mehr in den Hintergrund. Weiterhin zelebriert die Band ihre Musik, minutenlang und noch nie derart instrumental. Im Schnitt sind es hier etwa sechs Minuten je Titel. Mit „Agra“ kommt erstmals ihr neues Gesicht zum Vorschein. Das rein instrumentale Stück hat nicht diesen intensiven, düsteren Grundton, sondern wirkt dagegen melodisch und beinahe leicht. „How the West was Lost“ deckt in achteinhalb Minuten jede Gefühlsregung von „Tempel“ ab. Sperriges, melodisches, sanftes und hartes durchzieht den Song, bei dem minutenlang nicht gesungen wird, bevor dann plötzlich im Wechsel die Hölle losbricht. Doch auch hier sorgen TEPHRA für mehr Melodien und weniger Härte, als man es bspw. noch auf ihrem Debüt zu hören bekam.
Staubig trocken dann „City Immersed in Dust“, welches man auch locker von einer Stoner-Band erwarten dürfte. Auch wenn „Tempel“ nicht der nächste düstere Rundumschlag geworden ist und nicht immer die Intensität der Vorgänger aufweist, die neuen Facetten und Einflüsse fügen sich gut in ihren Sound ein und zeigen, dass TEPHRA ihren musikalischen Horizont noch nicht erreicht haben. Wobei das auch mehr als Schade wäre.
Wertung: (7 / 10)