Prasselnder Regen, abgedunkelte Kulissen und die Kamera in Position eines statischen Beobachters. Yoon-Hyung Changs („The Contact“) düsterer Thriller „Tell Me Something“ verlässt sich auf die Erfolgsformel des wegweisenden Stimmungserzeugers „Sieben“ (1995). Im Gegensatz zu seinen zahllosen US-Epigonen aber nicht vollends, was dem südkoreanischen Beitrag zur psychologisch ausgefeilten Mörderhatz seine Eigenständigkeit belässt. Die Atmosphäre ist konstant, die Schauspieler sehenswert. Selbst die deutsche Synchronisation bietet keinerlei Angriffsfläche für Kritik. Bei asiatischen Filmen wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Bleibt im Grunde nur die Frage, warum dem Publikum das bereits 1999 produzierte Werk so lange vorenthalten wurde?
Im Mittelpunkt der Geschichte steht Inspektor Cho (Suk-kyu Han, „Shiri“), der sich in jeden noch so verzwickten Fall wirft, um von laufenden Korruptionsermittlungen gegen ihn abzulenken. Als im Stadtgebiet von Seoul Müllsäcke mit Leichenteilen verschiedener Männer auftauchen, wird er mit der Aufklärung der Hintergründe betraut. Die einzige Gemeinsamkeit der Opfer ist die verflossene Beziehung zur Künstlertochter Chae-Su Yeon (Eun-ha Shim, „Interview“). Ist die junge Frau selbst in die chirurgisch präzise Zerstückelung ihrer Liebhaber involviert, oder Opfer eines perfiden Racheplans? Je näher Cho der Wahrheit und Yeon kommt, desto größer wird die Gefahr auch für sein Leben.
„Tell Me Something“ ist ein klug konstruierter Psycho-Thriller, der weitgehend ohne Action auskommt. Die Spannung resultiert aus der Ungewissheit, die Fokussierung auf die Ermittlungen der Polizei schränken den Kreis aufgezeigter Verdächtiger ein. Regisseur und Co-Autor Yoon-Hyung Chang belässt die Identität des Mörders lange im Dunkeln, legt Fährten und falsche Spuren aus. Umso effektiver gestaltet sich die finale Wendung, die zwar nicht Bauklötze staunen lässt, im Gegenzug aber für wohlige Schauer in der Rückenregion sorgt.
Trotz geringem Tempo und unaufdringlicher Regie fesselt der Film konstant. Makabre Spitzen und mitunter wenig zimperliche Gewalteinlagen durchbrechen den unspektakulären Rahmen, der Zusammenhang zwischen den Taten und der Vergangenheit Chae-Su Yeons birgt zusätzliche Dramatik. Klischees werden kaum bedient, obligate Genrestandards weitgehend ausgeklammert. Die wachsenden Erwartungen an Südkoreas Filmindustrie erfüllt „Tell Me Something“ vollends. Innovation ist dabei nebensächlich, beizeiten genügt bereits die clevere Variierung eines bekannten Konzeptes.
Wertung: (7 / 10)