„God is coming and he´s pissed!”
In einer postapokalyptischen Zukunft haben sich die wenigen Überlebenden in Stämmen formiert und im Stile ihrer prähistorischen Vorfahren neuerlich Höhlensysteme bezogen. Sex ist tabu, schließlich bedeuten unkontrollierte Schwangerschaften zukünftige Versorgungsengpässe. Einzig der stammesführende Schamane (Paul Hipp, „Bad Lieutenant“) nutzt die hierarchische Spitze von Gottes Gnaden, um sich unverhohlen durch die Reihen junger Mädels zu vögeln. Zumindest, bis ihm der eigene Sohnemann David (Andrew Keegan, „10 Dinge die ich an Dir hasse“) – immerhin will Papa dessen Holde Sarah (Tara Subkoff, „All Over Me“) gegen ihren Willen begatten – ein Kreuz durch den Augapfel in den Schädel treibt.
Zum Dank wird David in der Einöde an einen verdorrten Baum geknotet und der Obhut von Wind und Wetter übergeben. Doch wird der Gescholtene alsbald von Sarah und einigen anderen Jugendlichen befreit. Gemeinsam treten die Ausreißer die Flucht an und stoßen in den Ruinen von Seattle auf Neil (Richard Hillman, „Detroit Rock City“) und Judith (Tiffany Limos, „Ken Park”), die es sich in einem geräumigen Laborkomplex nach allen Regeln der Kunst – und dem was die Macher als zeitgemäße Zivilisationsrudimente der IKEA- und H&M-Generation erachteten – häuslich niedergelassen haben. Anfangs genießen die Flüchtlinge das zwanglose Leben zwischen Drogen, Sex und Alkohol. Doch offenbaren Neil und Judith bald ihr wahres Gesicht.
„Teenage Caveman” ist der letzte Film der fünfteiligen „Creature Feature“-Reihe, die Effekte-Guru Stan Winston („Terminator“, „Jurassic Park“) zusammen mit Lou Arkoff („Der 13. Krieger“, „Darkness Falls“) für das US-Kabelfernsehen produzierte. Als ausführender Produzent fungierte mit B-Legende Samuel Z. Arkoff („Futureworld“, „Die Insel des Dr. Moreau“) der Vater des letzteren. 2001, noch vor der Ausstrahlung von „Teenage Caveman“, verstarb er im Alter von 93 Jahren im kalifornischen Burbank. Auf dem Regiestuhl nahm der notorische Sozial-Nihilist Larry Clark („Kids“, „Ken Park“) Platz, das Drehbuch steuerte Christos N. Gage („The Breed“) bei.
Nach kurzweiligem Auftakt macht sich im Mittelteil Clark´sche Gemütlichkeit breit. Alkohol, Drogen, Alternative Musik und natürlich Sex – wer glaubt man bräuchte mehr Ingredienzien, um Filmmaterial mit Leben zu füllen, der irrt gewaltig. Viel Zeit vergeudet „Teenage Caveman“ nicht zum Handlungsaufbau. Nach knapp zwanzig Minuten ist der Schamane passé und die Kids in Seattle angelangt. Danach wird gepoppt bis die Schwarte kracht und sich in deftiger Gewalt ergangen, bis der Vorhang fällt. Natürlich braucht einen solchen Film niemand, allerdings tut er auch keinem weh. Außer vielleicht manch puritanischem Sittenwächter.
Denn ohne nackte Haut, blanke Titten und steife Schwänze geht’s offenbar nicht. Clark kann nicht anders, als den Zuschauer unverhohlen zum Voyeur zu degradieren – wenngleich er im Gegensatz zu seinem späteren Skandalfilm „Ken Park“ auf die explizite Anschauung von Geschlechtsorganen verzichtet. Zumindest danke dafür! Im zwanglosen Gruppensex lebt Clark die Gelüste eines Alt-Hippies aus und ergeht sich in selbstzweckhafter Ausschlachtung filmischer Tabu-Themen. Da der Film allerdings kaum Bahnen von „Kids“ & Co folgen kann, nimmt der Regisseur kurz vor der Ermüdung die Ausfahrt Richtung Gore-Spektakel.
Als trashiger Endzeit-Exploiter weiß „Teenage Caveman“ zu unterhalten, als Gesellschaftskritik versagt der Film jedoch auf ganzer Linie. Der nölende Alte, der vom Jüngling Vincent (Stephen Jasso, „Ken Park“) zu Beginn mit der Stange eines „No Skateboarding“-Schilds durchbohrt wird, ist Clark-typische Metaphorik des Generationenkonfliktes – in seiner anarchischen Rohheit durchaus amüsant, doch im Kern pseudophilosophischer Scheißdreck ohne jeden Anspruch. Die wenigen Härten sind gut und im Sinne von Clarks provokanter Ader äußerst blutig in Szene gesetzt. Aufgrund des rüden Umgangstons ist auch „Teenage Caveman“ vorzugsweise im englischen, weitaus härteren Original zu konsumieren.
Der endzeitliche Unfug bietet in perfidem Wechselspiel kopulierende Jugendliche und explodierende Leiber. Das geht selbstverständlich zu Lasten des Inhalts, weshalb „Teenage Caveman“ auch kaum mehr bietet als öden Softsex. Auf formaler Ebene erweisen sich absurde Farbfilter für die Außenaufnahmen und schwache, gemessen am schmalen Budget aber noch passable Computereffekte als die größten Makel. Als Fotograf hat Larry Clark zwischen 1971 und 1983 Kunstgeschichte geschrieben. Bei seinem Wechsel ins Regiemetier behielt er sich zwar seinen subversiven Charakter bei, doch sind seine Werke meist nicht mehr als die plakative Auslotung gesellschaftlicher Grenzen. Aber bekanntlich ist der Begriff Kunst ja so weitläufig gefasst, dass auch Clarks Filme noch problemlos ihre ganz eigene Nische finden.
Wertung: (3 / 10)