„Groovy.“ – Ash
Mehr Remake als Fortsetzung und ganz nebenbei die ironische Selbstreflexion des eigenen Mythos, das ist „Evil Dead II“. Fünf Jahre nach ihrem wegweisenden Billigfilm ließen Sam Raimi und Bruce Campbell die Teufel wieder tanzen. In den ersten Minuten erzählen sie die Geschichte des Originals neu, allein beschränkt auf Ash (Campbell) und Freundin Linda. Von ihr ergreift das Böse aus den umliegenden Wäldern der einsamen Urlaubshütte neuerlich Besitz und zwingt den Geliebten einmal mehr zum dekapitativen Spatenschwung.
Das Tonband eines Archäologen murmelt wieder die Beschwörung der uralten Mächte. Dabei erhält der neugierige Zausel gar ein Gesicht und streift rückblickend auf der Suche nach dem Necronomicon, jenem unheiligen Buch der Toten, durch eine mittelalterliche Feste, die fürs treffliche Finale – und die endgültig in Absurdität badende Fortsetzung „Armee der Finsternis“ – noch von Bedeutung ist. Nach nicht einmal 10 Minuten folgt der Schulterschluss mit dem Ausklang des Vorläufers und das eigentliche Sequel kann unter Berücksichtigung einiger alter und vieler neuer Ideen beginnen.
Raimi begeht den Nachklapp seines Klassikers alptraumhafter, surrealer und allen voran humoriger. Grandios ist die One Man-Show des darstellerisch sichtlich gereiften Bruce Campbell, der coole Sprüche klopfen und mit Flinte und Kettensäge hantieren darf, als hätte er nie etwas anderes getan. Seinen großen Auftritt hat er, als die teuflische Kraft Besitz von seiner rechten Hand ergreift. Ein irrwitziger Zweikampf zwischen der entarteten Extremität und ihrem Herrn beginnt, bei dem Teller auf dem Kopf zerspringen und das Inventar zerlegt wird, den Ash dank der Motorsäge aber für sich entscheiden kann.
Das Budget ist merklich gestiegen und floss zu einem beträchtlichen Teil in die Effekte und deren Designer Gregory Nicotero und Howard Berger („Masters of Horror“), ohne die im B-Horror bald nichts mehr gehen sollte. Mit ihrem Zutun werden auch neue Figuren eingeführt, die aber lediglich dazu dienen, die geschrumpfte Grundbesetzung des Plots zu ergänzen, damit im irrwitzigen Verlauf auch die Gewalt nicht zu kurz kommt. Inklusive einem stark getricksten Schlusspunkt, den Raimi als Türöffner für den comichaften Abschluss der Trilogie nutzte.
Blut spritzt in „Evil Dead II“ nicht weniger heftig, dafür aber aus monströs deformierten Körpern in grüner Farbe. Raimi tritt der Zensur entgegen, indem er selbst entschärft. Das funktioniert. Nie zuvor wurde der Zerstörung des Körpers mehr Ironie abgewonnen, was sich bereits am betörenden Tanz der kopflosen Linda in Stop Motion zeigt. Das Nervenzerren des Originals ist willentlich passé, der grimmige Splatter der Kurzweil gewichen. Der Erwartungshaltung wird so widerstrebt und einer Stilistik der Weg bereitet, die zum Markenzeichen des Regisseurs werden sollte. Ein schlichtweg brillanter Horrorfilm.
Wertung: (8 / 10)