„Wenn du willst, kannst du dein ganzes Leben bei uns verbringen!“ Hätte die überglückliche Edith nach der Geburt ihres Sohnes Tanguy gewusst, was 28 Jahre später auf sie und ihren Gatten zukommt, sie hätte wohl besser geschwiegen. Denn Tanguy (Eric Berger), gebildeter Vorzeigesohn mit eigenem Einkommen, denkt nicht im Traum daran, das wohlig warme Nest zu verlassen und flügge zu werden. Doch Mama (Sabine Azema) und Papa (André Dussolier) sind mit den Nerven am Ende. Ständig herumliegende Wäscheberge und wechselnde Bettbekanntschaften am Frühstückstisch bringen das Fass zum überlaufen, so dass die Eltern beschliessen den Sprössling aus der komfortablen Dreisamkeit auszuschliessen.
So legen die beiden einen schier unglaublichen Einfallsreichtum an den Tag, der vom losschrauben von Tanguys Badezimmerschwelle bis hin zu Staubsaugerterror in den frühen Morgenstunden keine Grenzen zu kennen scheint. Doch der Sprössling kämpft um seinen Platz an der elterlichen Sonne und offenbart dabei ungeahnte Fähigkeiten. Regisseur Etienne Chatilez („Tante Daniele“) ist ein brüllend komischer Film gelungen, dessen herrliche politische Unkorrektheit dem französischen Film fast britische Konturen verleiht. Gespickt mit einem Sammelsurium köstlicher Absurditäten und einem Ensemble überragender Schauspieler sticht „Tanguy“ aus dem Einerlei amerikanischer Komödien wohltuend hervor und unterhält über eine Länge von fast zwei Stunden blendend.
Einziges Manko dabei bildet das Ende, das den Sprössling, den man so schön hassen gelernt hat, einfach davonkommen lässt. Die Hauptakteure, allen voran Sabine Azema als Tanguys Mutter, brillieren durch ihr immer glaubhaftes, selten überzogen wirkendes Spiel und begeistern durch ihre beizeiten immens komische Mimik. Ein weiterer Wermutstropfen ist, dass sich die ameriknaische Produktionsfirma Miramax bereits die Remake-Rechte an „Tanguy“, mit über fünf Millionen Besuchern in Frankreich ein echter Kassenschlager, gesichert hat. An den Vermarktungsrechten des Originals hatte man einmal mehr kein Interesse. Aber so ist das nun mal in Hollywood.
Wertung: (7,5 / 10)