Mittlerweile scheint es ja üblich, dass dem ehemaligen HC-Primus Victory Records die erfolgreichen Zugpferde Lebewohl sagen und diese bei der großen Industrie anheuern. Everybody´s Darling TAKING BACK SUNDAY haben sich dann nach zwei äußerst erfolgreichen Alben auch vom Acker gemacht, dass dritte Album „Louder Now“ erscheint Ende April via „Warner“. Doch sollte sich die Szene-Polizei bedeckt halten, dieser Schritt war eigentlich von Anfang an klar, TAKING BACK SUNDAY waren für den Untergrund eigentlich stets zu groß. Man mischt munter im Konzert der Großen mit und dies wird sich auch mit ihrem Major-Debüt nicht ändern. Unter der Fuchtel von Produzent Eric Valentine gelingt TAKING BACK SUNDAY ein vielleicht für Ihre Verhältnisse unspektakuläres Album, welches aber dennoch dem Stellenwert der Band gerecht wird.
Der Opener „What´s Feel Like to Be a Ghost“ wurde gut gewählt, bekannte Kost trifft auf hoffnungsvolle Erwartung seitens des Hörers. Die Melodie stimmt, der Refrain auch und der Song eignet sich gut zum tanzen, abgehen, was auch immer. Doch irgendetwas fehlt, erst nach ein paar Durchgängen schwindet der leicht enttäuschte erste Eindruck, es hier mit etwas beliebigem zu tun zu haben. Die erste Single „MakeDamnSure“ war bereits im Netz zu hören und wurde zu recht als Auskopplung gewählt. Melodisch, kraftvoll, manchmal leidend, alle Eigenschaften die TAKING BACK SUNDAY ausmachen, werden in diesem Song perfekt vereint. Es gibt sicherlich weniger Ausschläge nach oben oder unten, „Louder Now“ ist glatter, straighter und rockiger als beide Vorgänger geworden. Mit den potenziellen Hits „Liar“ oder „Twenty-Twenty Surgery“ ist man auf der sicheren Seite, ruhigere Töne dürfen aber selbstredend auch nicht fehlen („Divine Intervention“). In gewohnt kraftvoller Art und Weise macht die Band wie gehabt am meisten Spaß, dies beweisen sie mit „Spin“, dem wohl härtesten Song des Albums.
Anfängliche Skepsis weicht nach einiger Zeit dem Gefühl, dass TAKING BACK SUNDAY mit „Louder Now“ erst einmal alles richtig gemacht haben – oder zumindest auch nichts wirklich falsch. Irgendwo mag es vielleicht beliebig klingen – belanglos wäre definitiv übertrieben -, doch auch wenn es musikalisch für die Band kein sprichwörtlicher weiterer Schritt nach vorne ist, so bleibt dennoch die Gewissheit, dass man sich stets auf diese Band verlassen kann. „Louder Now“ entwickelt sich mit der Zeit und es ist vielleicht das geworden, was man einfach erwarten durfte. Insofern hält sich der Überraschungseffekt ein wenig in Grenzen. Das allerdings reicht für eine Band wie TAKING BACK SUNDAY noch immer aus, um gegen den Großteil ähnlicher Bands bestehen zu können.
Wertung: (7 / 10)