Die Wahlschlacht um das Weiße Haus musste man im vergangenen Jahr einfach verfolgen, ein Vorbeikommen war schier unmöglich. Dank des schon fast als Hohepriester gefeierten Barack Obama gab es auch mal wieder eine deutlich höhere Wahlbeteiligung, vor allem aber kein umstrittenes Hin- und Her wie Anno 2000 in Florida. Damals waren es ein paar tausend Stimmen. Was aber, wenn lediglich eine Stimme wirklich über Sieg und Niederlage entscheidet? Diese Thematik greift „Swing Vote“ auf, Politikverdrossenheit, Manipulation durch die Medien und Politiker die einem Fähnchen im Wind ähneln, ebenfalls. Das hört sich nach einer Menge Stoff an, allerdings gelingt den Machern das Kunststück, all das ohne Pathos und falsche Moral unter einen Hut zu bringen.
Als Vorzeigeamerikaner geht Bud Johnson (überzeugend: Kevin Costner) nicht durch. Seine Arbeit in einer Hühnerfabrik ist mies und durch das „Insourcing“ der Geschäftsleitung – also das Hereinholen billiger Arbeitskräfte aus Mexiko – sowie seine lockere Einstellung verliert er schnell seinen Job. Alkohol ist ein gern gesehener Freund, was seine aufgeweckte Tochter Molly (großartig und liebenswert: Madeline Carroll) nicht gerne sieht. Ein Vergleich der beiden mit Homer und Lisa Simpson wäre nicht allzu weit hergeholt. Als die Wahl ansteht, nötigt Molly ihren Vater, daran teilzunehmen. Widerwillig erklärt er sich dazu bereit, verpennt die Wahl jedoch alkoholbedingt. Molly will die Stimme jedoch nicht vergeuden und gibt diese heimlich ab, was vom Wahlautomaten jedoch nicht gezählt werden kann. Das Ergebnis der Wahl bedeutet einen Gleichstand, lediglich die Person mit dem nicht gezählten Wahlzettel darf nochmals seine Stimme abgeben. Als die Welt erfährt, dass dies Bud Johnson sein soll, ist es mit dem beschaulichen Leben des kleinen Verlierers zu Ende, denn Reporter und Präsidentschaftskandidaten buhlen gleichermaßen um seine Stimme.
Der Film von Regisseur Joshua Stern ist weniger eine Satire, sondern vielmehr eine Erzählung. So kritisch das (Wahl-)System um falsche Versprechungen, mangelnde Integrität und soziale Probleme auch gezeigt wird, düster oder gar abgründig gibt sich der Film nie. Es gibt Licht am Ende des Tunnels, gleich an breiter Front. Gelungen ist definitiv die Darstellung der beiden Präsidentschaftskandidaten Dennis Hopper („Easy Rider“) und Kelsey Grammer („15 Minuten Ruhm“). Beide opfern ihre Politik zugunsten der einen Stimme und präsentieren sich jeweils mit den Idealen ihres Gegners, was bei aller Übertreibung durchaus real wirkt. Zum Ende hin aber kommen beide wieder in die Spur und erkennen, dass man seine Ideale nicht komplett verraten kann und darf.
Mit Kevin Costner („Der mit dem Wolf tanzt“) hat man die perfekte Hauptfigur gefunden. Ein Amerikaner, wie man ihn vorurteilsbedingt blind unterschreiben würde. Aber seine Figur reift im Laufe des Films, wie er sich dann auch immer entscheidet, lässt der Film offen. Ebenso wie genau nun der Schritt in die Normalität der Politiker ausfällt. Das gibt dem Film eine positive Richtung, ohne aber später im üblichen Schmalz von Hollywood zu enden. Manchmal gewinnt man zwar den Eindruck „Swing Vote“ trage etwas zu dick auf, aber dank seiner beiden Hauptdarsteller, Kevin Coster und vor allem Madeline Caroll, sowie Nebendarstellern des Kalibers Stanley Tucci („Der Teufel trägt Prada“) oder Judge Reinhold („Beverly Hills Cop“) bleibt der Film stets mit beiden Beinen auf der Erde.
Wertung: (7 / 10)