Surviving the Game (USA 1994)

surviving-the-gameJack Mason (Ice-T, „Trespass“) ist nur einer von vielen desillusionierten Obdachlosen in der Gosse Amerikas. Seit er seine Familie bei einem verheerenden Brand verlor, ist er ein gebrochener Mann. Als dann auch noch binnen weniger Tage seine beiden besten Freunde, Hank (Jeff Corey, „Ein Vogel auf dem Drahtseil“) und Hund sterben, scheint selbst das Leben auf der Straße seines Sinnes beraubt. Selbstmord verheißt den letzten Ausweg, doch bewahrt ihn Sozialarbeiter Cole (Charles S. Dutton, „Alien 3“) in letzter Sekunde vor dem Freitod. Mehr noch verschafft er Mason die Aussicht eines lukrativen Jobs. Für Geschäftsmann Burns (Rutger Hauer, „Blade Runner“) und einige Kompagnons soll er in der Abgeschiedenheit der Rocky Mountains als Jagdhelfer dienen. Was er nicht ahnt: Er selbst ist die Beute.

Nach seinen visuellen Verdiensten um das neue Schwarze Kino wechselte der angestammte Spike Lee-Kameramann Ernest Dickerson („Malcolm X“) die Verantwortlichkeit und siedelte als Regisseur in die konventionellen Gefilde des Action- und Horrormetiers über. Die frappierende Ähnlichkeit zu John Woos ein Jahr zuvor gedrehtem Hollywoodeinstand „Harte Ziele“ ließ „Surviving the Game“, seine zweite Arbeit als Filmemacher, zum kommerziellen Flop werden. In Deutschland direkt als Verleihpremiere ausgewertet, erlangte der Streifen schnell eine wachsende Fangemeinde. Nicht zu Unrecht, denn trotz des kolossalen Raubbaus der Handlung entpuppt sich das exquisit besetzte B-Movie als spannender Reißer mit peripher philosophischem Subtext.

Rapper Ice-T bleibt im Rahmen seiner beschränkten darstellerischen Fähigkeiten auf dem Teppich und spielt das menschliche Freiwild mit gebotener Zurückhaltung. In Anbetracht des namhaften Kollegiums eine weise Entscheidung, blasen doch solch gestandene Mimen wie F. Murray Abraham (Oscar-prämiert für „Amadeus“), Gary Busey („Soldier“) oder John C. McGinley („Platoon“) zur Hatz auf ihn. Das erste Drittel geht in erhöhter Ausführlichkeit auf die Charakterisierung Masons und seine Anheuerung durch Burns ein, ehe der Trip in die Wildnis den Startschuss für eine atemlose Treibjagd gibt. Am Morgen des entscheidenden Tages wird der „Ehrengast“ mit vorgehaltener Waffe aus dem Schlaf gerissen. Er hat Zeit zu fliehen, während die Verfolger in aller Gemütsruhe frühstücken.

Ihr Motiv ist der Ausbruch aus dem Alltagstrott gebeutelter Intellektueller, die sich anhand der Todeserfahrung ihrer gesellschaftlich „verzichtbaren“ Beute die Bedeutung des Lebens vergegenwärtigen wollen. Diese existenzialistische Selbstreinigung funktioniert so lange, bis Mason seine Furcht überwindet und das Verhältnis von Täter und Opfer umkehrt. Nach dem erzählerisch simpel gehaltenen Vorlauf wendet sich Dickerson dem Wesentlichen, sprich ordentlich gemachter Action zu. Mit adäquater Härte, jedoch ohne ausufernde Brutalität, setzt der Thriller auf Tempo, was die Figuren dank des erlesenen Casts nicht in den Hintergrund verdrängt. Trotz mangelnder Originalität ein überdurchschnittlicher Genrefilm.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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