Superman IV – Die Welt am Abgrund (USA/GB 1987)

superman4reeveIn den 80ern war nicht alles nur bunt und schrill, die Angst vor einem nuklearen Holocaust war allgegenwärtig. Doch brauchte sich die Welt eigentlich gar keine Sorgen zu machen, flatterte doch der Mann aus Stahl (Christopher Reeve) durch ihre Atmosphäre und hilft wo er nur kann – sogar dem „roten“ Erzfeind eilt er in der Not zur Hilfe. Als der letzte Kryptonier eines Tages von einem zwölfjährigen Knirps mit der Frage konfrontiert wird, weshalb er denn nichts gegen die atomare Aufrüstung zu unternehmen gedenke, fliegt dieser just ins UN-Hauptquartier und deklariert sein edles Vorhaben. Jede Kernwaffe, die seine Flugbahn streifen wird, soll dasselbe Schicksal ereilen: ab mit ihr ins gigantische Super-Netz, welches dann fachgerecht gen Sonne geschleudert wird um auf deren Oberfläche zu explodieren.

Wahrhaftig ein Super-Plan. Wäre da nicht der brillanteste Superverbrecher aller Zeiten: Lex Luthor (Gene Hackman). Durch den „genialen“ Plan seines Neffen Lenny (nervte hier schon lange vor „Two and a Half Men“: Jon Cryer) wird das kriminelle Mastermind aus dem Gefängnis befreit. Vorsicht, jetzt wird es gelinde gesagt abenteuerlich. Denn eine Locke aus der Haarpracht des Stählernen, die im offiziellen Superman-Museum ausgestellt wird, bringt Luthor an einer Atombombe an, bevor diese von unserem Helden in den Helios geschmettert wird. Beim Zusammenprall mit dem heißen Zentralgestirn wird Nuclear-Man (Mark Pillow) erschaffen!

Dieser ist körperlich mindestens so stark wie Superman selbst, wenn nicht sogar stärker, allerdings scheint Pseudo-Bizzaro (Anm. d. Red.: Bizzaro ist in den Comics ein „Negativ-Klon“ Supermans) nicht die Intelligenz seines „Bruders“ geerbt zu haben. Doch im Zusammenspiel mit Luthors Größe wird das ungleiche Duo zur wahrscheinlich größten Bedrohung für den Mann aus Stahl überhaupt. Und für die Nerven der Zuschauer obendrein. Nach den schwachen Einnahmen des dritten Teils hatte Warner Bros. keine Lust mehr auf weitere Superman Ableger, so dass sie ihre Rechte an das berüchtigte Cannon Studio verscherbelte, das prompt Sidney J. Furie („Der stählerne Adler“) auf den Regiestuhl hievte. Da Reeves und Hackman (nach den Querelen von Teil drei wohl ebenfalls Lois Lane-Darstellerin Margot Kidder) mit der Reihe ebenfalls abgeschlossen hatten, musste man diese mit attraktiven Angeboten überzeugen. So durfte Reeves am Skript mittüfteln und Hackman sollte sich in Zukunft über eine fest gesicherte Hauptrolle in einem Film seiner Wahl freuen.

Gebracht hat das alles wenig, denn der vierte Superman-Film ist in allen Belangen ein Trauerspiel. Die Tatsache, dass die finanziell angeschlagene Cannon Filmschmiede das Budget um die Hälfte, von 34 auf 17 Millionen Dollar, kürzen musste hat sichtlich dazu beigetragen. Die Effekte des Erstlings etwa, der fast 10 Jahre zuvor entstand, sind um Welten besser ausgefallen als die der dritten Fortsetzung, welche gar völlig zu Recht mit einer allseits (un)geliebten Goldenen Himbeere „ausgezeichnet“ wurde. In Kombination mit der kindlich-naiven Story (um nicht dilettantisch zu sagen) will die anderthalbstündige Marter keineswegs wie im Fluge verstreichen. Welch ein Glück, dass die Macher den eigentlich 134 Minuten langen Film auf 90 Minuten herunterkürzten, um die entfernten Parts in „The New Superman“, dem nie realisierten nächsten Teil der Reihe – in welchem Reeves sich nicht mehr das rote Cape hätte überstreifen müssen, dafür aber auf dem Regiestuhl hätte Platz nehmen dürfen – zu verwenden.

Dieses Material soll übrigens zum größten Teil Szenen mit einem zweiten Nuclear-Man beinhalten, der eigentlich ebenso schon in Part vier seinen großen Auftritt haben sollte. Falls der aber genauso tuntig ausgefallen sein sollte wie #1, dann sollte die Welt glücklich sein, diesen nie zu Gesicht bekommen zu haben. Einer Sache betreffend muss man sich „Superman IV“ gegenüber aber dankbar zeigen, immerhin verhinderte sein grandioses Floppen die Realisation der Verfilmung des Marvel-Kollegen Spider-Man seitens des Cannon Studios. Was den fliegenden Supermann vom entfernten Planeten Krypton angeht, so durfte sich 2006 Bryan Singer mit seinem „Superman Returns“ die Finger verbrennen, bevor es anno 2013 Zack Snyder zu richten versuchte. Auf einen wahrlich gebührenden Kinoauftritt des Stählernen darf seit Reeves Heldeneinstand von 1978 also noch immer gewartet werden.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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