Superman – Der Film (GB/USA 1978)

supermanderfilmÜber die Figur des größten Sohn Kryptons alias Kal-El alias Clark Kent alias Superman muss man heutzutage eigentlich keine große Worte mehr verlieren. Auch wer sich nicht mit der genaueren Mythologie des Stählernen auseinander gesetzt hat, dürfte das unverkennbare S-Logo auf Anhieb mit dem Supermann in Verbindung bringen können. Zur genaueren Doktrin des Ebengenannten sei Folgendes kurz zusammengefasst: Schon Anfang der 1930er Jahre kreierten Jerry Siegel und Joe Schuster die Figur des glatzköpfigen übermenschlichen Superschurken (!) Superman, der mit seinen mentalen Kräften die Welt zu unterjochen versuchte. Alsbald erfolgte aber eine Generalüberholung zum Friedensstifter, doch auch da ließ der Erfolg auf sich warten, da kein Zeitungsverlag das Potential der Geschichte erkannte.

Comics erschienen damals noch als kurze Strips in Zeitungen, das eigentliche Comicbuch befand sich zu dieser Zeit grade in der Entstehungsphase. Im Juni 1938 sollte dann endlich die erste „Action Comics“-Ausgabe die Druckerei verlassen. Doch es fehlte an Material, um das Heft vollzukriegen, so dass man Schuster und Siegel die Rechte für 130 Dollar abkaufte – der Rest ist (Comic-)Geschichte. Sein erstes richtig episches Abenteuer sollte der Mann aus Stahl aber erst 1978 auf der großen Leinwand erleben. Zuvor gab es schon Radiosendungen, eine Zeichentrickserie und eine von 1952 bis 1958 laufende TV-Reihe mit George Reeves in der Rolle des Cape tragenden Helden, welcher 1951 ein im Kino gezeigter Schwarz-Weiß-Streifen „Superman and the Mole Men“ vorausging.

Mit der 78er-Adaptation wurden viele große Namen Hollywoods in Verbindung gebracht. Ob für den Hauptpart des fliegenden Helden, seiner schurkischen Erz-Nemesis Lex Luthor oder des Regiepostens, jeder der damals Rang und Namen inne hatte (oder es erst später zum wahren Ruhm gelangen sollte), wurde mit dem Projekt in Verbindung gebracht – von Steven Spielberg über Arnold Schwarzenegger bis hin zu Warren Beatty. Auch Sylvester Stallone wollte sich den blau-roten Latexanzug überstreifen, doch des Supermanns Vater Jor-El Darsteller Marlon Brando stellte sich quer, wie zuvor schon beim ersten „Der Pate“, als Burt Reynolds für die Rolle des Sonny gecastet werden sollte. Ironischerweise wurde Reynolds auch für die Rolle des Superman in Betracht gezogen – ob Brando wohl auch hier von seinem Veto-Recht Gebrauch gemacht haben könnte?

Für jemanden, der für nicht einmal 15 Minuten Screentime fast vier Millionen Dollar einheimsen konnte, wäre das sicherlich zu viel des Guten gewesen. Letztenendes entschied man sich doch für den recht unbekannten Christopher Reeve, der durch seine geniale Darstellung von Supes/Clark völlig zu Recht Ikonenstatus erlangte. Der Erstling, dem noch drei weitere Teile mit Reeve als Supie folgen sollten, erzählt den klassischen Werdegang des Helden. Im Prolog erfahren wir vom Niedergang Kryptons und Baby Kal-Els Ankunft auf der Erde. Das abstürzende Raumschiff mit dem schnuckeligen Alien wird von den kinderlosen Kents gefunden, die den superstarken Jungen, den sie fortan Clark nennen, auf der Stelle ins Herz schließen. Jahre später ist Clark zum aufrichtigen jungen Mann gereift, doch seine Heimatstadt Smallville ist ihm zu, ähm klein geworden.

Nach dem Tod Pa Kents (Glenn Ford), verlässt der Abenteuer suchende Clark seine Adoptivmutter Martha (Phyllis Thaxter) und landet auf Umwegen in Metropolis, wo er als Reporter beim Daily Planet Arbeit findet. Die quirlige Art seiner aufgeschlossenen Kollegin Lois Lane (Margot Kidder) ist das absolute Gegenteil von Clarks zurückhaltendem Gemüt, was ihn aber nicht daran hindert, romantische Gefühle für sie zu entwickeln. Auch sie erwidert die Liebe, schmachtet aber nur für Clarks alter ego Superman dahin. Für traute Zweisamkeit bleibt aber nicht viel Zeit, plant doch das kriminelle Mastermind Lex Luthor (Gene Hackman) ein künstliches Erdbeben in der St.-Andreas-Spalte auszulösen, um eine Art Neu-Kalifornien zu erschaffen und den Wert seines zuvor preiswert erstandenen Landes in die Höhe zu treiben. Einfach eine Bank ausrauben gehört sich für ein Genie seines Kalibers natürlich nicht!

Und auch der eigentlich unzerstörbare Superman bereitet ihm keine Sorgen, ist dem schlauen Fuchs doch die einstige Waffe, die den Stählernen schwächen, ja sogar töten könnte, in die Hände gefallen: Kryptonit, baby! An der Optik des Streifens hat der Zahn der Zeit unbestritten genagt, davon abgesehen haben die (Flug-)Tricks bis heute wenig von ihrem Charme verloren. Natürlich düst der Kryptonier in Singers 2006er Sequel und im Reboot Zack Snyders eindrucksvoller durch die Lüfte, doch Donners Vision verdient das Klassiker-Prädikat an anderen Stellen. Besonders hervorzuheben ist die humoristische Note des Films, die nie allzu klamaukig ausfällt. Das war bei der zweiten Fortsetzung fünf Jahre später der Fall, hier aber verfügen besonders die Verbalgefechte zwischen Superman und Lois über einigen Biss.

Einzig Lex Luthors Handlanger Otis (Ned Beatty) weiß hie und da zu sehr aufzudrehen und sich wie ein Fremdkörper anzufühlen, was ihn nicht unbedingt für die Position der rechten Hand des wohl genialsten Verbrechers der Welt qualifizieren mag. Doch Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Ob ein geplanter aber nicht realisierter Cameo-Auftrit eines gewissen kahlköpfigen Lolly-lutschenden Detektivs, der zu dieser Zeit auf dem Zenit seines Erfolges stand, den Streifen bereichert hätte, wird hingegen für alle Ewigkeit ein Mysterium bleiben.

Fast 30 Jahre nach dem Erscheinen des Originals wurde 2006 eine Sonder-Edition herausgebracht, die unter anderem eine expandierte Fassung enthält, die in annähernd 10-minütiger Verlängerung Superman in weiterer Action zeigt, so etwa die Konfrontation Supermans mit Luthors Fallen, als dieser das schurkische Versteck unter Tage ausfindig macht. Doch obgleich in welcher Variante auch immer, der erste Superman-Film bleibt ein Meilenstein des (Superhelden-)Comic-Kinos, ohne dessen Erfolg es andere noch kommende Genrevertreter wahrlich schwer(er) gehabt hätten, sich in der Kinolandschaft zu etablieren.

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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