Such a Surge – Agoraphobic Notes (1996, Epic)

such-a-surge-agoraphobic-notes„Life is just a form of animated death. “ – ‚Memories‘

Der Erfolg beflügelt, stachelt an und weckt Erwartungen, die in der Folge nur schwer zu erfüllen sind. Bereits ein Jahr nach ihrem Debüt und gleichsamen Durchbruch „Under Pressure“ legten SUCH A SURGE nach. Das Publikum schien hungrig, angestachelt durch enervierende Liveshows, süchtig nach mehr dieser individualistischen Melange aus Alternative und Hip Hop. Der Siegeszug von „Agoraphobic Notes“, der das Album bis auf Platz 25 der deutschen Charts vordringen ließ, war enorm und wurde lediglich vom Abschneiden des 2000er Langspielers „Der Surge Effekt“ übertroffen. Zu diesem Zeitpunkt aber hatte die Band ihre Wut längst den Bedürfnissen einer poppigeren, dem Mainstream zugewandten Spielart unterworfen.

„Agoraphobic Notes“ ist besser produziert als der kantige Vorgänger. Mit mehr Druck, aber insgesamt schon weniger Feuer, besticht die Scheibe formal, weil noch immer genug dieser ruppigen Andersartigkeit übrig geblieben war. Mehr noch als der Erstling aber lebt das Zweitwerk von der Klasse einzelner Songs. Der dezente, auf wohlgemerkt hohem Niveau stattfindende Leerlauf ist kaum von der Hand zu weisen. Es sind Tracks wie „Ideale ?!“, „Agoraphobia“, im übrigen sowohl der beste rein deutsch- wie auch englischsprachige Beitrag ihrer Bandgeschichte, oder „Ich sehe Dich“, die auf ganzer Linie punkten können und weniger homogene Stücke wie das von Verzweiflung umwehte „Memories“ oder die eher dem Hip Hop zugewandten „Fliegen“ und „Raw and Pure“ überschatten.

Die Bedeutung von SUCH A SURGE auf die heimische Musikszenerie zeigt sich in „Das Netz“, unter anderem durch DJ Hausmarke von den FANTASTISCHEN VIER als Gast unterstützt. Der zehnminütige Ausklang „Mein Freund“ aber offenbart wieder die phasenweise durchbrechende Schwierigkeit von „Agoraphobic Notes“. Die Braunschweiger wollen den ganz großen Wurf, die epische Breite. Dabei steht ihnen die Wucht der Ruppigkeit, gepaart mit Momenten der ausgewogenen Ruhe, trefflich unterstrichen durch „T’as Perdu“, noch immer am besten zu Gesicht. Ein insgesamt überzeugendes, wenn auch längst nicht überwältigendes Werk des deutschen Crossover-Urgesteins. Der Wandel hin zu massengefälligeren, zunehmend unpolitischen Songs lag noch in der Ferne. Er vollzog sich mit der zwei Jahre später folgenden Platte „Was Besonderes“. Ein Grund mehr dies Werk in guter Erinnerung zu bewahren.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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