Stromberg – Der Film (D 2014)

stromberg-der-film„Firmenfeiern sind wie das letzte Abendmahl. Immer zu wenig Weiber, das Essen ist schlecht und am Ende gibt’s Ärger.“ – Mit prophetischer Gabe: Stromberg

Der Chef des Grauens ist zurück. Zwei Jahre nach der finalen Staffel des deutschen „The Office“-Ablegers „Stromberg“ bekommt der titelgebende Fettnäpfchentreter ein Kinogastspiel als Karriereabschluss spendiert. Für die Fans des leidenschaftlichen Büroekels ist „Stromberg – Der Film“ aber mehr als ein versöhnliches Abschiedsvergnügen in Spielfilmlänge. Denn durch die teilweise Finanzierung via Crowdfunding boten die Produzenten dem Publikum die Möglichkeit, bei namentlicher Nennung im Abspann selbst einen Beitrag zum (mutmaßlich) letzten Auftritt ihres liebgewonnenen Anti-Idols zu leisten.

Zu Beginn ist für Bernd Stromberg (Christoph Maria Herbst, „Der Wixxer“) alles wie immer. Er markiert den weitsichtigen Vorgesetzten und stößt seinen Mitmenschen durch verqueres Humorverständnis und eigenwillige Weisheiten vor den Kopf. Das liebste Opfer bleibt Kollege Ernie (Bjarne Mädel, „Der Tatortreiniger“), der sich wie gewohnt plump aufspielt und weit wichtiger nimmt, als er eigentlich ist. Als das Jahrestreffen der Capitol Versicherung näher rückt, verbietet Stromberg die Teilnahme und ändert seine Meinung erst, als er vom Hausmeister von der drohenden Schließung des Standorts erfährt. Um der Sache auf den Grund zu gehen, chartert er einen alten Reisebus und macht sich mit der gesamten Abteilung auf den Weg.

„Ne Firma ist wie ne Ehefrau. Die fickt dich, wenn du gar nicht mehr damit rechnest.“ – Um keine Metapher verlegen: Stromberg

Mit dabei ist natürlich auch das ihn und Kollegen stets begleitende Fernsehteam. Schließlich konnten Regisseur Arne Feldhusen („Der kleine Mann“) und Serienschöpfer Ralf Husmann („Dr. Psycho“) das Konzept der erfolgreichen TV-Reihe nicht einfach ändern. Also ist wieder Pseudo-Dokumentarismus angesagt, wenn sämtliche Marotten und Peinlichkeiten vor der Kamera ausgebreitet werden. Ob Tanja (Diana Staehly, „Die Rosenheim-Cops“) und Ulf (Oliver Wnuk, „Die LottoKönige“) nun einen bevorzugt Penisse an Wände und Scheiben schmierenden dicklichen Jungen aus einer „Asozialenfamilie“ in Pflege genommen haben oder sich Stromberg an Kollegin Jennifer (Milena Dreißig) heranschmeißt, Querelen und Katastrophen sind ständiger Begleiter der dienstlichen Reisegruppe.

Die Stationen dieser mit rund zwei Stunden bisweilen etwas gedehnten, durch die Bank jedoch vergnüglichen und gewohnt bissigen Reise ins finstere Herz der Versicherungsbranche (Managerorgie im Herrschaftssitz inbegriffen) verfügen über bewährtes Fremdschämpotenzial. Doch Stromberg, der mit seiner Art bei der auf Belegschaftskahlschlag eingestellten Chefetage Eindruck schindet, kommt überraschend gut davon und darf sich schlussendlich gar zum Anführer des Angestelltenaufstandes aufschwingen. Am Ende, wenn auch moderne Protestbewegungen durch den Kakao gezogen wurden, bleibt – begleitet von einem Kurzauftritt von Frank-Walter Steinmeier – nur der Gang in die Politik. Das satirische Potenzial wurde bei Stromberg selten absurder ausgeschöpft.

Wertung: 7.5 out of 10 stars (7,5 / 10)

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