Finstre Kreaturen gibt es überall. Auch in Schweden. Einige von ihnen jagen einem geheimnisvollen Würfel nach, der zufällig in die Hände des hippen, mit Zynismus und Drogen durch das Kopenhagener Nachtleben treibenden Szenefotografen Donny Davidson (Eric Ericson, „The Torso“) fällt. Die Ähnlichkeit seines Namens zur Hauptfigur des gleichnamigen Kultfilms „Donny Darko“ ist wohl unbeabsichtigt. Trotzdem lassen sich grundlegende Gemeinsamkeiten erkennen, die in der verschachtelt psychologischen Begutachtung des Protagonisten ihre stärkste Überschneidung findet.
Auch „Storm“ macht die erschütterte Gefühlswelt des tragenden Charakters zum Mittelpunkt. Der Prolog hingegen lässt andere Schlüsse zu: Von teuflischen Schemen verfolgt, flüchtet die mysteriöse Lova (Eva Röse, „Dark Woods“) durch die Nacht. Sie begegnet Donny, steigt in sein Taxi und übergibt ihm schließlich erwähntes Artefakt, bevor sie spurlos verschwindet. Von der mysteriösen Fremden fasziniert, begibt er sich auf die Suche nach ihr. Im Untergrund der Computerspiele-Cracks stößt er auf weitere Hinweise und setzt sich zusehends wachsender Gefahr aus. Der Beginn einer alptraumhaften Reise, die mehr und mehr in seine eigene Vergangenheit zu führen scheint.
Der Auftakt macht Lust auf Fantasy-Horror. Die Optik ist düster, Kameraführung und Schnitt nach der Spielart des modernen Kinos stilisiert. Dann aber verlassen die TV-Regisseure Måns Mårlind und Björn Stein den eingangs beschrittenen Weg zugunsten eines seelischen Tiefenprofils ihrer Hauptfigur. „Storm“ entwickelt sich zunehmend zu einem Drama über Schuld und Verdrängung. Nachhaltig verwischen die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit. Das sorgt für Konfusion. Ist Donny tatsächlich in den ewigen Kampf Gut gegen Böse gestolpert? Oder entspringen die dunklen Mächte nur seiner Fantasie? Und welchen Zweck hat eigentlich der ihm anvertraute Würfel?
Spannend, übernatürlich, schwarzhumorig – „Saint Martyrs“ trifft „Kontrol“ in diesem ungewöhnlichen wie gleichermaßen sehenswerten Fantasy-Thriller. Konventionelle Kost tischt das Duo Mårlind und Stein nicht auf. Mehr schon ein verschachtelt erzähltes Mystery-Erwachsenenmärchen, das sich wohltuend vom Tross der „Matrix“-Klone abhebt. Groß dürfte das Interesse an dem cleveren Film dennoch nicht ausfallen, für die Befriedigung eines Massenpublikums ist er schlicht zu kompliziert. Natürlich wird das Ende von zahlreichen unbeantworteten Fragen begleitetet. Aber denen folgt bekanntlich der Interpretationsspielraum.
Wertung: (7 / 10)