Stone Cold – Kalt wie Stein (USA 1991)

stone-coldFootballer im Filmgeschäft: eine Verbindung, die auf qualitativer Ebene zwangsweise zum Scheitern verurteilt ist und meist auch nicht für Langlebigkeit steht. Man erinnere sich nur an den ehemaligen NFL-Profi Carl Weathers, der in den 80ern in etlichen Actionfilmen („Rocky 1-4“, „Predator“, „Action Jackson“) mitwirkte und sogar als kleiner Star gefeiert wurde. Doch bereits wenige Jahre später war es vorbei mit der Herrlichkeit und heute erinnert man sich nur an den Muskelprotz, wenn seine Visage im Nachtprogramm in eben jenen Filmen zu sehen ist. Eine ähnliche Laufbahn, wenn auch noch um einiges kürzer, war auch Brian Bosworth vorbehalten, ehemaliger Linebacker der Seattle Seahawks, der nach einer Verletzung seine Sportlerkarriere beenden musste und stattdessen 1991 in der Filmbranche Fuß fasste.

Sein Joe Huff ist ein Bulle, wie er von den Vorgesetzten nicht unbedingt geschätzt wird. Überhebliches Auftreten und Methoden jenseits der Legalität, doch der Erfolg ist ihm letztlich gewiss. So verwundert es auch nicht, dass der suspendierte Joe im Handstreich einen Überfall auf einen Supermarkt vereitelt, ohne sich groß die Finger schmutzig zu machen. Seine grobschlächtigen Qualitäten prädestinieren ihn jedoch für seinen neuen Auftrag wie keinen anderen. Denn er soll „Die Bruderschaft“, eine rechtsradikale Rocker-Gang mit Hang zu Mafia-ähnlichen Methoden infiltrieren. Unter dem Decknamen John Stone kann er sogar recht schnell in die gut organisierte Gang einsteigen und auch in die Nähe des Anführers Chains Cooper (Lance Henriksen) gelangen. Dieser führt mit seiner rechten Hand Ice (William Forsythe) einen Kampf gegen Gouverneur Brent Whipperton (David Tress), der es sich persönlich auf die Fahne schrieb, die mordende Gang zu spalten. Nach anfänglichen Erfolgen und erkämpftem Respekt gerät Joe jedoch in Bedrängnis, als seine Falle – Chains samt Gang zu schnappen – fehl schlägt und seine Tarnung auffliegt.

Im Grunde fing die Filmkarriere von Brian Bosworth nicht schlecht an, eine Hauptrolle in einem von Michael Douglas produzierten Film unter der Regie des Action-Kenners Craig R. Baxley („Action Jackson“) kann nicht jeder vorweisen. Doch war dies im Grunde auch schon fast sein Ende im Film-Biz, denn die paar folgenden B-Gurken bedürfen keiner weiteren Erwähnung. Angesichts solcher Allerweltskost wie dem Nachfolger „Stone Cold 2“ oder „One Tough Bastard“ erscheint das Leinwanddebüt des weißen Riesen beinahe gelungen, wenn auch hier sämtliche Klischees munter mitgenommen werden. Doch ist „Stone Cold – Kalt wie Stein“ ein solider Actioner, den die damaligen Großen des Genres (Schwarzenegger, Stallone) einige Jahre vorher auch gut hätten drehen können und der vor allem handwerklich ansehnlich geraten ist.

Die Rocker-Gang wird ausführlich beschrieben, dazu gehören nicht nur die kriminellen Machenschaften, sondern auch Sitten und Bräuche. Ein wahres Action-Feuerwerk ist „Stone Cold“ sicherlich nicht, doch auch wenn hier blutige Shoot-Outs erst zum Ende hin auftreten, zwischendurch geschieht eigentlich immer etwas, ob nun eine Verfolgungsjagd oder etliche Schlägereien, bei denen Brian „The Boz“ Bosworth häufig die Muskeln spielen lassen kann. Dass bei solch harten Kerlen die Story – gelinde gesagt mehr als nur einmal – unter dünnem Profil leidet, sollte klar sein, doch versucht der Film auch gar nicht erst irgendetwas zu erklären. Warum ausgerechnet der Suspendierte Brian Bosworth an den Job kam, bleibt offen. Warum sich die Rocker-Gang an Geistlichen vergreift ebenso und trotz aller offenkundiger Zweifel einiger Gang-Mitglieder gegen das Tun und Handeln ihres Bosses dürfen diese bei der streng geheimen Säuberungsaktion gen Ende mitmischen. Sinn gegen Unsinn, letzterer gewinnt haushoch.

Brian Bosworth fügt sich diesbezüglich nahtlos ein, Ausstrahlung besitzt dieser Mann auf der Leinwand nicht und auch seine hier getragenen Klamotten könnten es locker mit einem Steven Seagal aufnehmen. Doch wenn es um gröberes Handwerk geht, ist Bosworth unbestritten in seinem Element. Lance Henriksen („Alien“, „Harte Ziele“) konnte Fieslinge schon immer gut spielen und auch hier kann man ihm als langhaariger Rocker kein Bein stellen. Ähnlich abgefahren wie routiniert gibt sich William Forsythe („Deadly Revenge“, „The Rock“), während übliches weibliches Beiwerk natürlich auch nicht ganz fehlen darf. Hinter der tumben Fassade steckt zwar kein Anspruch, doch ist „Stone Cold“ auch definitiv ein Actioner, der zu unterhalten weiß. Machos mit Eiern groß wie Medizinbälle gibt es hier an jeder Straßenecke, an manchen Stellen kracht es ganz prächtig im Gebälk und in diesem Genre gab es zur damaligen Zeit weitaus schlimmeres zu sehen, als Brian Bosworths ersten Filmausflug.

Wertung: 5 out of 10 stars (5 / 10)

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