Die meisten Filmadaptionen von Werken des Erfolgsautors Stephen King sind von minderer Qualität. Das liegt weniger an den inhaltlichen Vorgaben der mitunter hervorragenden Schriftstücke, sondern an den interpretatorischen Umsetzungen der Drehbuchautoren. Besonders deutlich wird dies, wenn es um Verfilmungen von Kings Kurzgeschichten geht. Der Meister selbst veranschaulichte mit seinem Regiedebüt „Rhea M“ (1986) wie man es besser nicht macht. Dabei scheint es ein Leichtes, jene Filme obligat mit Schimpf und Schande abzustrafen. Eine Behandlung, die auch „Nachtschicht“ über die Jahre zum milde belächelten Horrorramsch herunterstufte. Sicher nicht völlig unberechtigt, doch rangiert der Streifen in der Vielzahl King´scher Umsetzungen immerhin im soliden Mittelfeld.
Die marode Spinnerei im verschlafenen Gates Fall, Maine, erlebt durch den Einsatz des despotischen Warwick (Stephen Macht, „Agent Red“) neuen Aufschwung. Als der nomadierende Reisende John Hall (David Andrews, „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“) bei Warwick anheuert, wird er mit der Bedienung einer baumwollverarbeitenden Gerätschaft betraut. Wegen drohender Überhitzung der Maschine bedeutet dies Nachtarbeit. Beobachtet von unzähligen Augenpaaren angestammter Ratten geht Hall der mühsamen Beschäftigung nach. Doch lauert noch etwas anderes in den verzweigten Gängen der Spinnerei, etwas größeres, etwas gefährlicheres. Während einer Säuberungsaktion der unteren Stockwerke, in die seit Jahrzehnten kein Mensch einen Fuß gesetzt hat, greift das verborgene Grauen an – und wird für Hall und den übrigen Reinigungstrupp zur tödlichen Bedrohung.
„Stephen King’s Nachtschicht“ ist sicherlich nicht der Geistesblitz des Horror-Genres. Die gleichnamige Kurzgeschichte war es nicht, warum also sollte deren Verfilmung hinten anstehen? Die Schwierigkeit, oder besser das Problem bei der Umsetzung derartiger Storys ist die gezwungenermaßen angestrebte Aufblähung der Handlung. Damit „Nachtschicht“ letztlich einen neunzigminütigen Film ergab, füllte Skriptschreiber John Esposito („Talos – Die Mumie“) kollegiale Reibereien und überflüssige Anflüge emotionaler Befindlichkeiten in die Geschichte. Das ist gerade in der ersten Hälfte kaum von Belang, geschweige denn Wichtigkeit für die nachfolgende Reinigungsaktion. Diese jedoch macht durch schummrige Kulissen, künstlichen Nebel und ein wenig Gore Boden gut.
Regisseur Ralph S. Singleton, der sich in erster Linie als Produzent („Nur 48 Stunden“, „Last Man Standing“) einen Namen gemacht hat, schmückt sein Filmdebüt mit schauriger Optik. Die Nähe der Spinnerei zu einem heruntergekommenen Friedhof verleiht dem Originaltitel „Graveyard Shift“ – urtümlich ein umgangssprachliches Synonym für die nächtlichen, meist in unbehelligter Grabesstille verstreichenden Arbeitsstunden – eine morbide Zweideutigkeit. Die mörderische Kreatur, eine groß gewachsene Kreuzung aus Ratte und Fledermaus, weiß diese Stille jedoch mit ausgiebiger Blutrünstigkeit zu durchbrechen. Nervenzerfetzend ist das trotz guter Effekte nicht, doch genügen dem Film für passables Mittelmaß ein paar gediegene Schockmomente. Im Gedächtnis haften bleibt allerdings einzig Allrounder Brad Dourif („Der Herr der Ringe“), der als kauziger Kammerjäger eine ruppige „Beerdigung“ erfährt.
Wertung: (5 / 10)