Er mutet an wie ein Märchenprinz und ist in Wahrheit ein mörderischer Psychopath. Der „Stepfather“ sucht sich alleinerziehende Mütter und wickelt sie mit seiner einfühlsamen Art um den Finger. Als Inkarnation des idealen Ehemannes, der selbst die Stiefkinder umsorgt, als wären es die eigenen, hat er leichtes Spiel. Doch am Ende, wenn sich die Fassade des heilen Familienidylls nicht länger aufrecht erhalten lässt, beseitigt er neben allen Spuren auch sämtliche Zeugen. Für die Polizei bleibt er ein Phantom, eine Gesichtsskizze, die keine Fährte hinterlässt. Nur Opfer.
Natürlich schien es lediglich eine Frage der Zeit, bis auch der gleichnamige Thriller-Klassiker, im Deutschen alternativ „Kill, Daddy, Kill!“ genannt, von Hollywoods Remake-Welle eingeholt würde. Auf die Abrechnung mit Spießbürgertum und der Fanatisierung familiärer Werte, die mit subtiler Rabenschwärze die Reagan-Ära torpedierte, wird (selbstredend) verzichtet. Das Duo Nelson McCormick (Regie) und J.S. Cardone (Drehbuch/Produktion) beschränkt sich auf die psychopathische Komponente und erzeugt Spannung nach vorhersehbarer Bauweise. Das allerdings funktioniert nicht einmal schlecht.
Denn wo die beiden mit „Prom Night“ mangelndes Gespür für die effektive Neuerung eines namhaften Horror-Thrillers offenbarten, verstehen sie es diesmal immerhin oberflächliche Stimmungsdichte zu schaffen. Zudem konnten sie mit „Nip/Tuck“-Star Dylan Walsh einen Hauptdarsteller verpflichten, der den perfiden moralischen Antrieb des krankhaften Familienmenschen mit der nötigen Abgründigkeit versieht. Das zeigt sich schon zum Auftakt, wenn er in Seelenruhe sich und das Heim in Ordnung bringt, einen Happen isst und dann, den ermordeten Anhang nicht weiter beachtend, in ein neues Leben aufbricht.
Unter dem Namen David Harris becirct er nur kurze Zeit später die frisch geschiedene Susan (Sela Ward, „The Day After Tomorrow“). Neben ihr sind auch die beiden jüngeren Kinder Feuer und Flamme für den liebevollen Ersatzvater. Nur dem aufmüpfigen Michael (Penn Badgley, „Gossip Girl“) ist David nicht geheuer. Zwar steht er mit seinen Verdächtigungen und Zweifeln nicht allein da, die heiratswillige Susan verbittet sich Kritik am Göttergatten in spe aber vehement. Und so steuert der routiniert Zuspitzungen und Zwischenmorde abhandelnde Film auf die unvermeidliche Demaskierung des Killers zu. Clever mag es dabei nicht zugehen. In Sachen Remakes ist man gegenwärtig aber deutlich ärgeres gewohnt.
Wertung: (5 / 10)