Stealth – Unter dem Radar (USA 2005)

stealth-unter-dem-radarIn den Niederungen des anspruchslosen Popcorn-Kinos ist Rob Cohen („xXx – Triple X“, „The Fast and the Furios“) der Prototyp des erfolgreichen Hollywoodregisseurs. Das Kampffliegerabenteuer „Stealth“ sollte den rasanten Aufstieg des Filmemachers fortsetzen, der sich abseits der bombastischen Materialschlachten eines Jerry Bruckheimer („Die Insel“) als feste Genre-Größe etablieren konnte. In einvernehmlicher Kooperation mit der US Navy wollte Cohen ein realitätsnahes Bild amerikanischer Luftwaffenpiloten zeichnen und mit der aufgezeigten Effizienz ihrer Taktierung an den patriotischen Zeitgeist des Publikums appellieren.

Dass sich genau dort der fatalistische Irrtum des Films begründet, bekam die 130 Millionen-Dollar teure Produktion schnell zu spüren. In den USA konnte „Stealth“ nicht mal ein Viertel seiner Kosten erwirtschaften und wurde zudem mit Kritikerhäme überschüttet. Aber der Misserfolg hat auch seine positiven Seiten. Denn immerhin fundamentiert sich so nicht das einhellige Meinungsbild, der typische Kampfjetführer sei ein eitler Geck, der nach bester Cowboy-Manier Befehle missachtet und zur Erfolgführung seiner Missionen rigoros Menschenleben aufs Spiel setzt.

Die Zukunft der Kriegsführung liegt in der Hand künstlicher Intelligenzen. Diese Lektion müssen die elitären Navy-Piloten Ben Gannon (Josh Lucas, „Hulk“), Kara Wade (Jessica Biel, „Blade: Trinity“) und Henry Purcell (Jamie Foxx, „Ray“) lernen, als ihr Team durch den eigenständig agierenden Computer EDI ergänzt wird. Dieser lenkt einen neuartigen Tarnkappenbomber, der in Einsätzen an der Seite des heroischen Trios erprobt werden soll. Doch EDI entwickelt ein unkontrollierbares Eigenleben und wird schnell zur Bedrohung des Weltfriedens, als er in russischen Luftraum eindringt. Die tollkühnen Piloten sollen den unbemannten High-Tech-Flieger daraufhin zur Umkehr bewegen – mit fatalen Folgen.

Die Thekenparole der Fliegerasse – „Don’t think, drink!“ – scheint auch für „Big Trouble in Little China“-Autor W. D. Richter von oberster Priorität gewesen zu sein. Die unbeholfen figurierten Charaktere kommen jeder Gelegenheit für pyrotechnischen Budenzauber dankbar nach, bleiben abseits aufsteigender Rauchsäulen jedoch auf flügellahme Fliegerklischees beschränkt. Entsprechend wenig Raum bleibt den Akteuren – die sich wohl eher aufgrund der Attribute jung, hip und attraktiv für die Hauptrollen prädestinierten – für darstellerischen Glanz.

Im Falle von Jamie Foxx kommt noch dessen Hautfarbe hinzu. Doch ist das baldige Ableben des späteren Oscar-Ppreisträgers trotz der politisch korrekten Einbeziehung afroamerikanischer Bevölkerungsteile ins Klischee der Figur eingraviert. Hoffentlich bleiben ihm durch den Gewinn des Goldjungen solcherlei Rollen in Zukunft erspart. Unter dem Radar agieren auch Sam Shepard („Black Hawk Down“), Richard Roxburgh („Van Helsing“) und Joe Morton („Terminator 2“).

Die Inszenierung der fraglos spektakulären Actionsequenzen meistert Rob Cohen mit spürbarer Routine. Das Scheitern des Films bleibt denn auch abseits visueller Hochkarätigkeit der Transparenz der Dramaturgie zu schulden. Wie einst „Top Gun“ rührt auch „Stealth“ fleißig die Werbetrommel für das US-Militär, bleibt als Spielball des einfältigen Drehbuchs jedoch ideologischer Kampfästhetisierung unterworfen. Diese etabliert Nordkorea als neue Hochburg des kinematografischen Schurkenstaates, wenn sich die bruchgelandete Jessica Biel durch unwirtliches Feindgebiet schlagen muss. Sinnhaftigkeit ist Cohens Fliegermär nicht zu eigen. Wer darauf verzichten kann, wird möglicherweise sogar gut unterhalten.

Wertung: 4 out of 10 stars (4 / 10)

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