Ein Treffen der Generationen als Sinnbild des medialen Wandels. In „State of Play“, basierend auf der gleichnamigen britischen Mini-Serie (in Deutschland „Mord auf Seite eins“ betitelt) verbünden sich, nach anfänglichen Querelen, ein verlotterter mittelalter Reporter (nur echt mit antiquiertem Computer und undurchdringlicher Zettelwirtschaft) und eine junge aufstrebende Bloggerin. Gemeinsam geht es an die Aufdeckung eines politischen Skandals, dessen Tragweite sich erst allmählich erschließt – und nach Bauart des Erlebniskinos mit allerlei Twists und Verstrickungen aufgeblasen wird.
Die Investigation des abgebrühten Kugelschreiberveteranen Cal McAffrey (Russell Crowe, „American Gangster“) und der unerfahrenen, notorisch stiftlosen Online-Journalistin Della Frye (Rachel McAdams, „Die Frau des Zeitreisenden“) vollzieht sich im Geiste der Verschwörungs-Krimis der Siebziger. Und weil am Drehbuch neben Matthew Michael Carnahan („Von Löwen und Lämmern“) auch Tony Gilroy („Michael Clayton“) mitschrieb, stinkt es an jeder Ecke nach Korruption und Manipulation. Dabei beginnt alles mit der nächtlichen Erschießung eines Kleingauners in einer Seitenstraße.
An einer U-Bahnstation folgt der vermeintliche Unfalltod einer jungen Frau, die dem politischen Senkrechtstarter Stephen Collins (Ben Affleck, „Die Hollywood Verschwörung“) zuarbeitete. Eine Verbindung scheint es nicht zu geben. Doch sie ist da, daran lässt „Der letzte König von Schottland“-Regisseur Kevin Macdonald keinen Zweifel. Von Chefredakteurin Lynne (Helen Mirren, „Die Queen“) wird McAffrey auf seinen alten Freund Collins angesetzt, der mit der Toten offenbar eine Affäre hatte. Und die professionelle Neugier verleitet den Polit-Journalisten entgegen der Loyalität zur Nachforschung.
Behilflich ist ihm, neben Della, auch Collins‘ Gattin Anne (Robin Wright Penn, „Inside Hollywood“), mit der er seinerseits Seitensprünge wagte. Die persönlichen Verstrickungen wirken teils überflüssig, trüben jedoch nicht das unerwartet komplexe Gesamtbild des erfreulich unspektakulär erzählten, im Detail jedoch oft klischeehaften Thrillers. Der verlässt sich auf die Spielstärke seiner Akteure und die Dynamik der Bilder, beschränkt Actioneinlagen und situative Spannungsspitzen aber auf ein Minimum. So versteht es Macdonald zwischen Unterhaltung und Anspruch diverse Publikumskreise anzusprechen.
Über falsche Fährten und dubiose Wirtschaftszweige verdichtet sich das Bild eines von Korruption zerfressenen Schattenstaates. Dass sich die Auflösung ohne großen Knalleffekt als persönliche Tragödie mit Kalkül entpuppt, spricht für die Bodenhaftung und die durchaus gesteigerte Glaubwürdigkeit der Geschichte. Über das gut zweistündige Destillat der TV-Reihe werden zwar mehr Themen verhandelt als erforderlich, doch ist „State of Play“ ein packender Film am Scheideweg von Print- und Online-Journaille. Konventionalität ist schließlich nicht kategorisch mit Reizlosigkeit gleichzusetzen.
Wertung: (7,5 / 10)