Star Trek (USA/D 2009)

star-trek-2009Um zeitlos zu bleiben, wollen klassische Filmstoffe immer wieder neu erfunden werden. „Lost“-Schöpfer J.J. Abrams war sich dessen bewusst, als er den elften Kino-Ableger des angestaubten TV-Dauerbrenners „Star Trek“ in Angriff nahm. Um den Erwartungen einer langjährigen, schier besessenen Fangemeinde gerecht zu werden und zugleich neue Publikumskreise zu erschließen, wählte Abrams den Weg der Vorgeschichte. Der cleverste Schachzug seines Prequels ist die dramaturgisch recht wacklige Etablierung einer alternativen Realität, die die erste Besatzung der U.S.S Enterprise buchstäblich noch einmal bei Null beginnen lässt.

In dieser Verschlingung aus dem was war, nämlich in der originalen Serie, und dem was in der als Gegenwart präsentierten Vergangenheit ist, können sich der greise Mr. Spock Leonard Nimoy und sein verjüngtes Alter Ego Zachary Quinto („Heroes“) gefahrlos gegenüber stehen. Der Staffelstab des Franchise wird an den Ursprung zurückgeführt, über Zeitreisen, Planetenzerstörung und den gesichtstätowierten romulanischen Bösewicht Eric Bana („Hulk“) aber zugleich die Loslösung vom vorgezeichneten Ereignisreichtum der über Jahrzehnte ausstaffierten Sternen-Saga zelebriert.

Dass Kirks Vater gleich zum Auftakt vom Romulaner-Raumschiff aus der Zukunft pulverisiert wird oder Uhura (Zoe Saldana) unverhohlen mit Spock anbandelt, steht dem erzählerischen Manifest der Fernsehreihe durch die Veränderung der Vorzeichen nicht im Wege. Und so geriert sich James T. Kirks (Chris Pine) Wandlung vom Crash-Kid zum Raumschiff-Kapitän als abenteuerlicher, bewusst überspitzter und knallbunter Weltraum-Zirkus, bei dem ausreichend Verknüpfungen zum heiligen „Trekkie“-Spektrum auch die Fanboy-Fraktion gefahrlos mitreißen sollte.

Der Plot ist dünn, wie so oft in jenem von Halb-Vulkanier Spock angefachten pseudo-philosophischen inneren Diskurs einer interstellaren Heilsarmee. Ohnehin bleibt er nur Aufhänger, ein Startschuss für kommende Missionen in kryptischen Sternzeiten. Gelungen ist er vor allem wegen des ausbalancierten Nebeneinanders von Ernst und Humor. Die ironische Aufpeppung der Figuren, Karl Urban („Herr der Ringe“) und Simon Pegg („Hot Fuzz“) sind als Schiffsarzt McCoy und Technokrat Scotty perfekt besetzt, verfehlt ihre Wirkung nicht, so dass abrupte Action-Intermezzi, offensichtliche „Star Wars“-Hommagen und die gern bemühte Wackelkamera durchweg verzeihlich bleiben. Mit einem Wort: Faszinierend!

Wertung: 8 out of 10 stars (8 / 10)

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