Ein Todesfall in der Gegenwart führt zu einem Todesfall in der Vergangenheit. Die Rahmenhandlung von „Stand by Me“ bestreitet Richard Dreyfuss („Mr. Hollands Opus“), der sich als Schriftsteller Gordon Lachance durch die Nachricht über das Ableben eines Jugendfreundes an jenen schicksalhaften Sommer des Jahres 1960 erinnert, in der das süße Leben seine Unschuld verlor. Das Gerücht über den Fundort einer Kinderleiche trieb ihn, nun gespielt von Wil Wheaton („Boy Soldiers“), mit drei Kumpanen, jenem in der Zukunft verstorbenen Chris (River Phoenix, „Mosquito Coast“) sowie dem halb tauben Teddy (Corey Feldman) und dem pummeligen Vern (Jerry O´Connell, „Jerry Maguire“) in die freie Natur.
Der Junge sei von einem Zug erfasst worden heißt es. Nur die Leiche wurde bislang nicht gefunden. Das wollen die Freunde ändern und damit lokale Berühmtheit erlangen. Ohne den Eltern von ihrem Ausflug zu berichten, schnüren sie ihre Bündel und machen sich an einem heißen Sommertag auf die Suche nach dem Toten. Erschwert wird diese unter anderem durch den Hund des örtlichen Schrottplatzbesitzers, Blutegel im Schlammbad und eine Bande Rowdys, unter denen sich neben Chris´ großem Bruder der spätere „24“-Star Kiefer Sutherland findet, der mit Feldman auch in der Vampir-Posse „The Lost Boys“ spielte.
Das zentrale Motiv ist Freundschaft, ihre gefühlte Endlosigkeit in der Frühphase des Lebens und die allmählich spürbare Vergänglichkeit mit der Pubertät. Die Reise des Vierers beginnt in der Kindheit und endet, nach dem grausigen Fund und der Eskalation mit den gewaltbereiten Halbstarken, an der Schwelle zur Welt der Erwachsenen. Dank der grandiosen Jungdarsteller gelingt diese wehmütige Reflektion mit Feingefühl und viel Humor. In der Ausbildung der Charaktere zudem mit einer guten Portion häuslicher Tragik, ist der familiäre Alltag der grundverschiedenen Jungen doch alles andere als konfliktfrei. Gordon beispielsweise steht im Schatten seines unlängst verstorbenen Bruders (John Cusack, „Grifters“).
Regisseur Rob Reiner, der später auch die Oscar-prämierte King-Adaption „Misery“ auf die Leinwand bringen sollte, verfilmte die Novella von Stephen King kongenial. Mit bittersüßer Melancholie fängt er den Geist der Vorlage in all seiner jugendlich leichtsinnigen Ersprießlichkeit ein. Allein die von Hobby-Autor Gordon erzählte Geschichte des im Kotzgelage endenden Kuchenwettessens zelebriert Reiner als Ode an die Macht der Fantasie und inszeniert sie mit süffisanter optischer Übertreibung. So funktioniert „Stand by Me“ nicht nur als ereignisreiches Jugendabenteuer, sondern auch als anspruchsvoll nostalgisches Drama. Und das über Generationen hinweg.
Wertung: (9 / 10)