„This is the fuckin‘ American dream. This is my fuckin‘ dream, y’all!“ – Am Ziel seiner Träume: Alien
James Franco („127 Hours“) ist Multitalent, Künstler und Eigenbrötler. Er macht Filme und Fotos, widerstrebt dem Ruf des Schönlings und verkörpert auch mal Rollen an der Grenze des guten Geschmacks. Seine bislang am deutlichsten gegen den Strich gebürstete Darbietung zeigt er in Harmony Korines „Spring Breakers“, in dem er einen rappenden Straßengangster mit Metallgebiss gibt. Das klingt zunächst exzentrisch, bleibt im Stile des Independent-Kinos aber unangepasstes Mittel zur sarkastischen Reflexion des amerikanischen Traums. Hollywood ist mit Korine ohnehin nicht zu machen. Für Extrem-Filmer Larry Clark schrieb er die Drehbücher zu „Kids“ sowie „Ken Park“ und schürt auch mit seinen eigenen Werken („Trash Humpers“) genüsslich Kontroversen.
Nicht anders verhält es sich mit seinem respektlosen Party-Drama, in dem er die durch familientaugliche Disney-Produktionen zu Ruhm gelangten Teen-Stars Vanessa Hudgens („High School Musical“) und Selena Gomez („Die Zauberer vom Waverly Place“) sowie Ashley Benson („Pretty Little Liars“) und Ehefrau Rachel Korine auf einen abgründigen Trip in die Welt von Ausschweifung, Kriminalität und Schmerz führt. Der beginnt mit dem Wunsch von vier Schulfreundinnen, dem drögen kleinstädtischen Milieu in die Frühlingsferien zu entfliehen. Der Himmel auf Erden scheint in Florida zu liegen, wo zum alljährlichen Spring Break geladen wird. In dieser elternfreien Zone geht es um laute Musik und nackte Körper, also Sex, Alkohol und Drogen in Reinkultur.
Allein das Geld fehlt. Doch wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Also überfallen die Mädels (zu den Klängen von Britney Spears) ein Schnellrestaurant und machen sich mit dem Bus auf ins vermeintliche Paradies. Dort ist erst alles wie erhofft – bis sie auf einer enthemmten Party landen, die von der Polizei gesprengt wird. Die vier enden im Gefängnis, werden jedoch von Alien (Franco) ausgelöst und in seine moralisch frei gezeichnete Welt gezogen. In der gibt es neben Zügellosigkeit auch Waffen und Verbrechertum. Die Mädchen ziehen – zumindest in Teilen – mit, selbst als es daran geht, Alien in den territorialen Machtkampf mit einem alten Weggefährten zu folgen.
So konsequent und herrlich unbequem sich „Spring Breakers“ auch jeglicher Konvention entzieht, so sperrig und oft bewegungslos bleibt Korines Inszenierung. Zu Benoît Debies („Irreversibel“) flirrenden Bildern in ansprechender Prollo-Ästhetik gesellen sich psychedelisch anmutende Wiederholungen von Worten und Bildern. Das lässt den Film insbesondere in der Einleitung auf der Stelle treten und auch sonst eher Symbolismus denn Unterhaltung anstreben. Dass dies bestechend funktionieren kann, verdeutlichte etwa Greg Araki mit seinem Generation Y-Portrait „Nowhere“. Dort gab es übrigens auch ein Alien, das allerdings nur winkte und ein Bier trank. Korines „Außerirdischer“ Franco offenbart zwar wie die Jungstars Spielfreude, die satirisch angehauchte Unterwanderung von Sitte und Ordnung bleibt unter dem Strich trotzdem seltsam ziellos.
Wertung: (6 / 10)