Spiel dein Spiel und töte, Joe (I/E 1970)

spieldeinspielundtoetejoeAntonio De Teffé mag es theatralisch. Er ist ein bekanntes Gesicht des Spaghetti-Westerns, auch wenn er es nie auf die Stufe eines Franco Nero oder Tomas Milian schaffte. Dennoch darf man ihn in guter Erinnerung behalten, schließlich bescherte er dem Publikum immer dann nachhaltig unterhaltsame Genreperlen, wenn er vom Rollenbild des wortkargen Einzelgängers abwich. „Gentleman Joe – Der Rächer bin ich“ ist ein treffliches Beispiel für die Klischeevariierung als Freudenspender. De Teffé spielt einen eleganten Lebemann, mit Manieren zwar, doch ebenso gewandt im Umgang mit der Bleispritze. Eine ähnliche Richtung schlägt auch „Spiel dein Spiel und töte, Joe“ ein, der ihn als Mimen in Shakespeares Geiste zeigt. Ein Held mit grotesken Zügen, gegen den Strich einschlägiger Genreobligatorismen gekämmt. Das macht Spaß, zumal sich der Streifen angenehm selbstironisch gibt.

Die Anfangstitel sind kaum vorüber, da hat Joe, vor einer schaulustigen Menge den Hamlet interpretierend, bereits fünf Männer erschossen. Während seiner Darbietung, durch die Augenhöhle des die Rolle bedingenden Totenschädelrequisits. Aber der Absurdität ist damit längst nicht genüge getan. Obwohl als Notwehr deklariert, zumal es sich bei den zu Tode Gebrachten um verzichtbares Gesindel handelte, wird der passionierte Schauspieler auf Kaution freigelassen. Gegen seinen Willen, denn das dicke Tantchen, gut betucht und kaum durch die Zellentür passend, stößt mit ihrer Art nur bedingt auf Joes Gegenliebe. Doch es geht um geschäftliche Belange, immerhin hat ihm ein verstorbener Onkel seine Miene vermacht. Den Weg zum Reichtum versperrt jedoch der ansässige Despot Berg (Eduardo Fajardo, auch De Teffés Gegenspieler in „Gentleman Joe“), der den Oheim höchstselbst auf dem Gewissen hat und auch den feisten Erben am liebsten gleich unter der Erde sähe.

Nein, komplex gestaltet sich der Handlungsaufbau von Leopoldo Savonas („Chamaco“) possierlicher Baller-Groteske wahrlich nicht. Die Geschichte wird ohne Zögern auf den Weg gebracht und frei von (dramaturgischen) Überraschungen abgespult. Der Fremde pisst dem skrupellosen Menschenfeind ans Beinkleid, macht sich mächtige Feinde und mistet das von Unrecht beherrschte Territorium rigoros aus. Vom Ballast der Sinnhaftigkeit befreit, trumpft der hübsch heftige Spaß-Western mit spielfreudigen Akteuren, gut fotografierter Action und Bruno Nicolais („Zwei Companeros“) klassischem Soundtrack auf, der auch schon mal an vorderster Front die Stromgitarre durchblitzen lässt. Dazu die von namhaften Sprechern, darunter Clint Eastwoods angestammter Stimmgeber Klaus Kindler, gesäumte Synchronisation, die – Rainer Brandt sei dank – manch eigeninterpretative deutsche Humoreskapade auffährt. Insgesamt wenig meisterlich, dafür schwer unterhaltsam.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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