„Has a man ever be so blessed?” – Gesegnet: Batiatus
Nach der erfolgreichen Wiederbelebung des antiken Rebellen Spartacus als Serienheld (Schöpfer: Steven S. DeKnight, „Marvel’s Daredevil“) gestaltete sich die Fortsetzung problematisch. Denn Hauptdarsteller Andy Whitfield erkrankte an Krebs. Um ihm die Möglichkeit der Behandlung einzuräumen, wurde die Fortsetzung verschoben und an ihrer statt die Vorgeschichte erzählt. Nicht die der Hauptfigur, sondern die ihres Eigners, Quintus Batiatus (John Hannah, „Die Mumie“). Dessen Schicksal wurde – wie auch die einleitende Rekapitulation der sechs Folgen umspannenden Prequel-Staffel zeigt – mit dem Schwert besiegelt. „Gods of the Arena“ beschreibt seinen Aufstieg und bringt neben ihm weitere relevante Charaktere der Folgeerzählung zurück.
Quintus, der die Leitung der Gladiatorenschule vom kranken, zur Genesung in Sizilien weilenden Vater Titus (Jeffrey Thomas, „Der Hobbit“) übernommen hat, sieht sich ungerecht behandelt. Tullius (Stephen Lovatt, „Ash vs. Evil Dead“), der in Capua Arenen-Spektakel organisiert und Sklaven veräußert, betrachtet ihn als überheblichen Emporkömmling und kooperiert lieber mit dem schnöseligen Vettius (Gareth Williams, „When We Go to War“). So bleibt Quintus und seinen Kämpfern lediglich das Vorprogramm auf kleinen Plätzen. Mut macht ihm der verheißungsvolle Gladiator Gannicus (Dustin Clare, „Wolf Creek“), den aber auch Tullius gern in seinen Diensten wüsste. Mit dem frisch erworbenen Crixus (Manu Bennett, „Arrow“), einem an den Waffen ungeschulten Gallier, will Quintus Gespür für große Kämpfer beweisen. Dass die Rechnung nachhaltig aufgeht, beweist der Blick auf die Vorgängerstaffel.
Bis dahin ist es jedoch ein weiter und steiniger Weg. Denn als sich der Streit mit Tullius verschärft und der Widersacher buchstäblich auf ihn pisst, schmiedet Quintus mit Gattin Lucretia (Lucy „Xena“ Lawless) intrigante Pläne, um seine Gier nach öffentlichem Ansehen zu befriedigen. Schlüssel soll der einflussreiche Magistrat Varis (Peter Feeney, „Black Sheep“) sein, der mit Lucretias verwitweter und freizügiger Freundin Gaia (Jaime Murray, „Defiance“) bekannt ist. Im Batiatus-Anwesen organisierte Orgien sollen die Teilnahme an prestigeträchtigen Kämpfen ermöglichen. Dabei verstrickt Quintus seinen Freund Solonius (Craig Walsh-Wrightson) in den Konflikt mit Tullius. Nur entscheidet der sich für die Gegenseite. Als Titus aus der Kur zurückkehrt, den Sohn enterbt, die verhasste Lucretia verbannt und Tullius gar mit einem Mord durchkommen lässt, ergreift Quintus drastische Maßnahmen.
Die von Sam Raimi und Robert Tapert („Don’t Breathe“) produzierte Serienergänzung setzt im Sinne des Vorläufers voll auf Exploitation. In stilisierten Duellen spritzt das Blut eimerweise aus geöffneten Leibern, während in den weniger actionbetonten Szenen gern auf soft-pornöse Fleischbeschau mit wildem Sex und in Zeitlupe über blanken Brüsten verschüttetem Wein gesetzt wird. Die darum drapierte Dramaturgie erinnert bisweilen an eine Seifenoper – nur eben eine mit gestählten Körpern und Splatter-Einlage. Ein Teil des Reizes geht dabei von der (Rück-)Entwicklung der Hauptfiguren aus: Batiatus als ambitionierter Möchtegern im Schatten des tyrannischen Vaters, Lucretia als noch ein wenig prüde Einflussnehmerin an seiner Seite.
In verschiedenen Nebenhandlungen rücken auch die Gladiatoren ins Zentrum. Gannicus begehrt Melitta (Marisa Ramirez, „Blue Bloods“), die Frau seines Freundes Oenomaus (Peter Mensah, „Avatar“). Der im Kampf schwer verwundete Ex-Champion wird von Batiatus zum Gladiatorenausbilder ernannt, um einen alten Vertrauten (Temuera Morrison, „Green Lantern“) des Vaters aus dem Weg zu räumen. Nach diesem Schema werden Intrigen, Sex und Gewalt verwoben, bis das Ende die Weichen für die eigentliche „Spartacus“-Saga stellt. Die betont künstliche Optik wird wiederum von Computerbildern dominiert, die der rüden Sandalen-Action einen Comic-Look im „300“-Stil verleihen. Für Feingeister und Zartbesaitete ist die Reihe weiterhin eher ungeeignet, aber gerade aufgrund der überschaubaren Länge mit stattlichem Unterhaltungswert ausgestattet. Wer will sich da schon an simpler Dramaturgie und Gemetzeln stören, die nicht weniger als dem puren Selbstzweck unterworfen bleiben?
Wertung: (7 / 10)