Spartacus: Blood and Sand (Season 1) (USA 2010)

DCF 1.0„I believe in opportunity. And the power of reason to seize upon it.“ – Spartacus

Der Sandalenfilm lebt. Ridley Scotts Oscar-prämiertes Werk „Gladiator“ sorgte Anfang des neuen Jahrtausends dafür, dass die Antike ihre kommerzielle Zugkraft zurückeroberte. Es folgten Filme wie „Troja“, „Kampf der Titanen“ oder „Centurion“. Formal neue Wege beschritt Zack Snyder mit der Comic-Verfilmung „300“, die fragwürdigen Körperkult mit überstilisiertem Schlachtengemälde verknüpfte. Genau dieser Stilistik bediente sich Steven S. DeKnight (als Produzent u.a. an „Angel – Jäger der Finsternis“ und „Smallville“ beteiligt), als er den Klassiker „Spartacus“ fürs US-TV neu auflegte – und weder an CGI-Blut noch nackter Haut sparte.

Der Auftakt blickt in die achte Dekade vor Christus. Das Volk der Thraker schließt sich dem römischen General Claudius Glaber (Craig Parker) bei dessen Feldzug gegen die Daker an, um ihr eigenes Land vor dem Ansturm der Feinde zu schützen. Doch Glabers Gattin Ilithyia (Viva Bianca) überzeugt ihn davon, die direkte Konfrontation mit einem stärkeren Gegner zu suchen, um in Rom Eindruck zu schinden. Das führt zum Aufstand der Thraker, deren namenloser Rädelsführer (Andy Whitfield) die Zerstörung des Heimatdorfes durch die Daker aber nicht verhindern kann. Auf der Flucht wird er von Glaber gefangen genommen und als Gladiator nach Capua verschifft.

An die große Qualität im amerikanischen Fernsehen knüpft die von Sam Raimi und Robert Tapert („Tanz der Teufel“) produzierte erste Staffel „Blood and Sand“ zunächst nicht an. Die Optik wirkt aufgrund des übermäßigen Green Screen- und CGI-Einsatzes viel zu künstlich und die dramaturgische Einfalt (gerade im Vergleich zu „Rom“) sorgt im Zusammenspiel mit dünnen Dialogen nicht gerade für Begeisterungsstürme. Doch so stumpf die Reihe anfänglich anmuten mag, qualitativ tritt schnell eine Steigerung ein. Die hängt zu einem Gutteil mit John Hannah („Die Mumie“) und „Xena“-Star Lucy Lawless zusammen, die als intrigantes Ehepaar zum Dreh- und Angelpunkt der Geschichte werden.

„Once again, the gods spread cheeks and ram cock in fucking ass!“ – Batiatus

Doch zunächst findet der Thraker nicht wie erwartet in der Arena den Tod, sondern zerlegt von Wut getrieben seine vier Gegner. So muss Glaber der Begeisterung des Publikums Rechnung tragen und gibt den Barbaren in die Obhut von Lentulus Batiatus (Hannah), der in Capua eine Gladiatorenschule unterhält. Von ihm erhält der Thraker den Namen Spartacus und wird in die harte Ausbildung zum Kämpfer integriert. Für den nötigen Drill sorgt der Doctore (eigentlich Oenomaus), ein in der Arena ehemals gefeierter Numidier (Peter Mensah). Dass Spartacus vom Leben als Gladiator und der Aussicht auf Ruhm in der Arena wenig hält, bringt ihn neben Doctore vor allem mit Parade-Gladiator Crixus (Manu Bennett) in Konflikt.

So plänkelt die Staffel über brutale Scharmützel, eingeölte Körper und allerlei in Großaufnahme gezeigte Geschlechtsteile vor sich hin, bis Batiatus dem Glorie und Geld verheißenden Thraker ein Angebot macht, das dieser unmöglich ablehnen kann: Disziplin und Einsatz in der Arena gegen das Leben seiner von Glaber als Sklavin verkauften Frau. Dass sich der von Hannah herrlich dekadent verkörperte Batiatus an diese Abmachung kaum halten wird, liegt auf der Hand. Doch im Gegensatz zu den muskelbepackten Kampfmaschinen im Keller seines Anwesens lässt er sein Hirn spielen und schreckt auf dem Weg zu Einfluss und politischen Ämtern vor keiner Schandtat zurück.

In Ehefrau Lucretia (Lawless) hat er eine nicht minder durchtriebene Partnerin, die über Ilithyia versucht, Einfluss in Rom geltend zu machen und Batiatus hilft, den schärfsten Konkurrenten Solonius (Craig Walsh Wrightson) aus dem Weg zu räumen. Zwischen Macho-Action, zeigefreudigem Arena-Splatter und Nacktheit ist also ausreichend Zeit für Intrigen auf allen sozialen Stufen. Vor allem aufgrund der wonnigen Performances von Hannah und Lawless steigert sich „Blood and Sand“ zu einer sehenswerten Sandalen-Soap. Dass die auf Spartacus‘ Anstachelung der Gladiatoren zur Rebellion hinausläuft, ist vom Fleck weg klar. Nur dauerte es nach dem finalen Massaker, bedingt durch den tragischen Krebstod von Hauptdarsteller Andy Whitfield, eine Prequel-Staffel („Gods of the Arena“), ehe der insgesamt sehenswerte Aufstand fortgeführt wurde.

Wertung: 7 out of 10 stars (7 / 10)

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