Southland Tales (USA/F/D 2006)

southland-tales„Ladies and gentlemen, this is the way the world ends. Not with a whimper, but with a bang.“

Mit Richard Kelly geht die Welt unter. Jedoch nicht ganzheitlich, sondern nur für diejenigen Protagonisten, deren Geschicke der Autor und Regisseur lenkt. Bei „Donnie Darko“ sorgte das für Begeisterung. Von einem Wunderkind des Independent war die Rede, einem neuen Stern am Kino-Horizont. Dessen Schein jedoch wird bereits durch das Folgewerk „Southland Tales“ getrübt. Beim Filmfestival in Cannes erntete das ambitionierte Epos, dem durch die in Comic-Büchern erzählte Vorgeschichte und einer mit gewaltigem Aufwand konzeptionierten Website zu Popularität verholfen wurde, einhellige Verrisse. Die Sogwirkung blieb aus, der Flop vorprogrammiert.

Kellys Mammut-Projekt ist fraglos gescheitert. Doch es ist Scheitern auf hohem Niveau, das sich über zweieinhalb konfuse Stunden vor dem Zuschauer ausbreitet. Das Budget des eigenwilligen Ensemblefilms soll etwa 20 Millionen Dollar betragen haben, was nicht nur angesichts der Fülle an visuellen Effekten und der erlesenen Computeroptik erstaunlich gering ausfiel. Das Setting einer entarteten Großstadt als Schauplatz der Science-Fiction im Hier und Jetzt erinnert an „Strange Days“. Die Ideenfülle von „Southland Tales“ ist weit größer, jedoch gelingt es Kelly nicht, all die skurrilen Seitenhiebe auf das gegenwärtige Weltgeschehen zu einem geschlossenen Ganzen zu formen.

Verständlich wiedergeben lässt sich die Handlung nicht. Also nur so viel: Nach einer atomaren Attacke kapselt sich das Southland, die ehemalige Region Kalifornien, vom Rest der USA ab. Das Resultat ist ein Polizeistaat, in dem eine neo-marxistische Untergrundbewegung den Aufstand probt. Eine Gruppe von Wissenschaftlern widerstrebt der anhaltenden Energiekrise, indem sie dem Ozean den alternativen Kraftstoff Fluid Karma abtrotzt. Als der populäre Schauspieler und Politikerverwandte Boxer Santaros (Dwayne Johnson, „Doom“) mit Gedächtnisverlust in der Wüste erwacht, ist es der Beginn einer groß angelegten Verschwörung, in deren Wirren nicht weniger als das Universum zu kollabieren droht.

Kelly selbst bezeichnet seinen Film als Schnittmenge aus Andy Warhol und Philip K. Dick. Ganz Unrecht hat er damit nicht. Allein schon wegen der Exzentrik. Bestechend ist neben dem grellen Look auch die teils übermütig agierende Besetzung, die sich um der Komik Willen bewusst nicht ins Charakterfach drängen lässt. Da ist Sarah Michelle Gellar („Buffy“), die Pornodarstellerin Krysta Now spielt und bei der Santaros nach seiner Amnesie aufschlägt, Pop-Star Justin Timberlake als vernarbt drogensüchtiger Irakkriegsveteran Abilene, der das Geschehen bibelfest aus dem Off kommentiert, oder Seann William Scott („American Pie“), von dessen Polizisten Taverner gleich zwei Exemplare durchs chaotische Los Angeles streifen. Mit von der Partie sind überdies „Highlander“ Christopher Lamber, Jon Lovitz („High School High“) und Bai Ling („Dumplings“).

Fraglos hat „Southland Tales“ seine Momente und entfaltet über die betont absurde Nummernrevue, zu der neben Timberlakes Musical-Einlage auch eine eigenwillige Interpretation der amerikanischen Nationalhymne zählt, einen speziellen Charme. Doch selbst wenn die im Stile eines Comicstrips aufgezogene Politposse ein Stück weit nachvollziehbarer geriet als „Donnie Darko“, so bleibt der Aha-Effekt doch aus. Kelly verhandelt mit Terrorangst und Irakkrieg, Popkultur und Starkult, einfach zu viele Themen auf zu vielen Ebenen. Er jongliert schwindelerregend mit Fantasy, Komödie und Action, gewinnt seiner überlangen Homeland Security-Farce aber nur wenig bleibende Eindrücke ab.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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