Als Charakterdarsteller geht Ex-Wrestler Dwayne ‘The Rock‘ Johnson kaum durch. Seine Qualitäten liegen im Bereich körperbetonter Rollen, bei denen es gilt Visagen zu verbeulen und den Finger um den Abzug zu krümmen. Dass er durchaus höhere Ambitionen hegt, beweist der Action-Star im auf wahren Begebenheiten beruhenden Thriller-Drama „Snitch“. Wahre Begebenheiten? Was das in Hollywood bedeutet, lässt sich an zwei Fingern abzählen. Eine aus dem Leben gegriffene Ausgangssituation wird nach Bauart Hollywoods aufgebauscht und reißerischen Erzählstandarten ausgeliefert.
Berechtigt sind solche Zweifel sicher. Doch der Film überrascht zumindest zeitweilig. Denn tatsächlich erweist sich Johnson als durchaus überzeugender Schauspieler, wenn er als Bauunternehmer John Matthews um Haftverschonung für Sohn Jason (Rafi Gavron, „The Cold Light of Day“) kämpft. Der wurde von einem Freund in ein fingiertes Drogengeschäft verwickelt und prompt festgenommen. Um die drohende Strafe von 10 Jahren Gefängnis zu reduzieren, soll er die Behörden auf die Spur etwaiger Dealer führen. Da er aber keine Drogenhändler kennt und schon nach kurzer Zeit im Gefängnis zu zerbrechen droht, bietet sich John Staatsanwältin Joanna Keeghan (Susan Sarandon, „Thelma & Louise“) als Spitzel an.
Im Kreis seiner Mitarbeiter stößt er auf Daniel James (Jon Bernthal, „The Walking Dead“), der wegen der Verbreitung verbotener Substanzen im Gefängnis gesessen hat und nun versucht sein Leben neu zu ordnen. Für 20.000 Dollar bringt er John mit Gangster Malik (Michael K. Williams, „The Wire“) zusammen, dem er anbietet, Drogen in seinen Trucks zu transportieren. Doch steht hinter dem Straßendealer der mexikanische Kartellangehörige El Topo (Benjamin Bratt, „Catwoman“), was Keeghan entgegen der Ratschläge von Drogenpolizist Cooper (Barry Pepper, „True Grit“) jede Rücksicht auf Johns Sicherheit vergessen lässt.
So helfen letztlich doch wieder nur rigide Mittel, um das eigene Leben sowie das der Familie zu retten. Das ist bedauerlich, denn trotz konventionellem Hollywood-Anstrich durch Authentizität suggerierende Handkamerabilder wirken die Hinführung und die über sie skizzierten Milieus durchaus glaubhaft. Hinzu kommt die sehenswerte Darstellerriege. Susan Sarandon wird zwar auf kaltherziges politisches Kalkül reduziert, insbesondere die Serienstars Bernthal und Williams verleihen ihren Figuren aber Konturen, die über gängige Klischees hinausragen. So ist Regisseur und Co-Autor Ric Roman Waugh („Felon“) ein keineswegs herausragender, aber doch solide packender Thriller gelungen, bei dem sich Hauptdarsteller Johnson von einer etwas anderen Seite präsentieren kann.
Wertung: (6 / 10)