Sniper: Legacy (USA 2014)

sniper-legacy„Walkin‘ in the shadow of a giant.“ – Schicksal eines Sohnes: Brandon Beckett

Im Reboot „Sniper: Reloaded“ wurde von Tom Beckett in der Vergangenheitsform gesprochen. Dass der schier legendäre Scharfschütze aber mitnichten tot ist, beweist Teil fünf der langlebigen – und qualitativ erstaunlich konstanten – Reihe. Der bringt neben dem im Vorgänger eingeführten Beckett-Sohn Brandon (wiederum verkörpert von Chad Michael Collins) auch Tom Berenger („Stiletto“) zurück. Bis der aber ins Geschehen eingreifen darf, ist bereits mehr als die Hälfte des Films vergangen. An erster Stelle in der Besetzungsliste wird er trotzdem aufgeführt. Zugpferd bleibt eben Zugpferd. Dabei lässt die Produktionsverantwortung der B-Schmiede UFO Entertainment zunächst nicht viel erwarten. Das Ergebnis jedoch überrascht.

Nein, auch der jüngste Aufguss des Themas setzt keine Maßstäbe. Bemerkenswert ist es trotzdem, dass sich die Serie einen beständigen Unterhaltungswert und das wohlige Mittelmaß bewahrt hat – mit seichten Ausschlägen nach oben und unten. Produziert wurde „Sniper: Legacy“ u.a. von Phillip Roth, der für UFO Videothekenschrott wie „Boa: New Alcatraz“ oder „Deep Shock“ drehte. Auch sein Name widerlegt die einleitenden Befürchtungen. Denn der Produktionsaufwand ist für einen Streifen dieses Kalibers amtlich und brüllt nicht gleich in jeder Szene B-Niveau. Dafür steht neben der ansehnlichen Besetzung auch die Internationalität. Selbst wenn manche Kameraflüge, etwa der einleitende über Berlin, zugekauft sind, die Illusion des verschachteltn und weltumspannenden Plots bleibt unter Regisseur und Co-Autor Don Michael Paul („Halbtot – Half Past Dead“) durchweg aufrecht erhalten.

„A sniper is just not a father.“ – Wider der elterlichen Verantwortung: Tom Beckett

Seit Brandon am Ende des Vorgängers in die Fußstapfen des Vaters getreten ist, verrichtet er souverän sein tödliches Handwerk. Weil ihm die Auslöschung von Menschenleben aber zunehmend emotionslos von der Hand geht, plant er den Dienst zu quittieren. Das Vorhaben wird jedoch auf Eis gelegt, als der rachsüchtige Ex-Soldat Simpson (Doug Allen, „The Firm – 3. Halbzeit“) sämtliche Beteiligten einer gescheiterten, ihm zur Last gelegten Mission beseitigt. Eines seiner Opfer soll Tom Beckett gewesen sein. Der in Griechenland unter dem Radar ein beschauliches Leben führende Colonel („24“-Präsident Dennis Haysbert) beauftragt Brandons Vorgesetzten Bidwell (Dominic Mafham, „Kingdom“), den Attentäter zu eliminieren. Im Gegensatz zu Brandons Spotterin Sanaa (Mercedes Mason, „Fear the Walking Dead“) soll er zurückbleiben. Doch mit Bidwells Segen begibt er sich auf eigene Faust auf die Pirsch – und muss bald feststellen, dass sein Vater mitnichten tot ist.

Die Dimensionierung der Geschichte unterscheidet sich deutlich von den Vorgängern. Alles wirkt größer, weniger reduziert und (gemessen am überschaubaren Budget) bombastischer. Action wird in der Hatz auf den vergeltungswütigen Präzisionsschützen mit Bedacht eingesetzt. Streckenweise führt das zu einer gewissen Geschwätzigkeit, für ausreichend Bums mit saftenden Kopfschüssen und eifrig verspritztem Pixelblut ist dennoch gesorgt. Die bemüht komplexe Geschichte bleibt dünn und interessiert sich mehr für den Rahmen als die Figuren. Deutlich wird dies beim Aufeinandertreffen der Becketts, das grundsätzlich viele Fragen aufwirft, allerdings in wenigen Phrasen abgehandelt wird. Aber bleiben wir fair, ungeachtet der Schalheit manches Twists und dem formal bisweilen ungelenk wirkenden Einsatz von Handkamera und hektischen Zooms eröffnet sich ein atmosphärisch durchaus gelungener Actionfilm mit mehr Licht als Schatten. Nicht allein für ein viertes Sequel ist das mehr als beachtlich.

Wertung: 6 out of 10 stars (6 / 10)

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