SNFU ist die etwas andere Punk-Band. Deren Aushängeschild ist Sänger Ken Chinn alias Mr. Chi Pig, (nicht allein) dem Äußeren nach ein Junkie auf Entzugsurlaub, der auf der Bühne bevorzugt die Sau raus lässt. Er ist neben Gitarrist und Songschreiber Marc Belke als einziges Gründungsmitglied der 1981 berufenen Combo übrig geblieben. Die löste sich gleich zweimal auf, 1989 und 2005, für jeweils zwei Jahre. In dieser bald drei Dekaden währenden Laufbahn wurden die Kanadier gefeiert und bejubelt, gerieten Anfang des neuen Jahrtausends aber dennoch (nahezu) in Vergessenheit. Auch aufgrund von Chinns Drogenproblemen.
Nachdem sie in den Neunzigern drei Alben über Epitaph veröffentlicht hatten, wurde es still. Dem Live-Album „Let´s Get It Right the First Time“ folgte anno 2000 die relativ wenig beachtete „Ping Pong“-EP. Weitere vier Jahre gingen ins Land, ehe sich die wiedererstarkten SNFU mit ihrem achten Langspieler „In the Meantime and in Between Time“ furios zurückmeldeten. Jedermanns Sache wurden sie auch damit nicht, doch bewiesen Chinn und seine musikalischen Begleiter, dass mit ihnen auch nach dem Millennium jederzeit zu rechnen ist.
Deutlich macht dies bereits der brillante Opener, die hymnische – und aus Chinns Sicht stark autobiographisch gefärbte – Loser-Ballade „Cockatoo Quill“. Sie fungiert als Richtungsweiser eines Albums, dass stellvertretend für die Ausnahmeerscheinung von Frontmann und Band steht. Massentaufglich waren sie nie, gelten aber völlig verdient als absoluter Klassiker. Auch diese Verbundenheit ist eng an die Person von Mr. Chi Pig geknüpft, der mit seiner Mischung aus gesprochenen und gesungenen Texten, der damit einhergehenden eigenwilligen Melodik und den gern boulevardesken Kontexten immer noch eine einzigartige Erscheinung stellt.
Gegenüber dem letzten Studioalbum „FYULABA“ hat sich dennoch manches getan. Zu erwähnen ist erst einmal die Aufmachung der Platte, die das vielleicht kunstvollste Artwork in der Historie von SNFU stellt. Über die Musik jedoch sagt dies erst einmal gar nichts aus. Aber auch die lässt keine Wünsche offen, gibt sich klassisch ungestüm und doch stets melodisch, mehr von rockigen Zwischentönen umspielt, ohne die den Songs unterschwellige Verzweiflung und auch die Wurzeln des Hardcore je zu vernachlässigen. Hits wie „Cheap Transistor Radio“, „Head Smashed in Buffalo Jump“ oder „The Birdman of Malmo“ sprechen ohnehin für sich. Vielleicht nicht ihre beste und doch eine herausragende Platte.
Wertung: (8 / 10)