Zu manchen Platten kommt die Musikwelt wie die Jungfrau zum sprichwörtlichen Kinde. In diesen Kreis reiht sich auch „…And Yet, Another Pair of Lost Suspenders“ ein, das nach „Let’s Get It Right the First Time“ (1998) zweite Live-Album des Hardcore-Punk-Klassikers SNFU. Die Aufnahmen entstanden 1992, im Club Foufounes Electriques in Montreal. Entdeckt wurden sie im Fundus von Produzent Kevin Komoda, der sie zur soundtechnischen Aufbereitung (und anschließenden Veröffentlichung) Artoffact Records überließ. Um den offiziellen Charakter der Scheibe zu unterstreichen, steuerte Sänger Mr. Chi Pig persönlich das Artwork bei.
Fans der Kanadier sollte das eine mehr als sichere Bank bescheren. Zumal das Set ausschließlich Songs aus der Frühphase von SNFU umfasst. Nach ihrer 1989 vollzogenen (ersten) Auflösung rauften sich die Mitglieder zwei Jahre später wieder zusammen und feierten im Zuge ihres Signings bei Epitaph Records (1993) ihre größten Erfolge. Entsprechend kann „…And Yet, Another Pair of Lost Suspenders“ als eine Art Zusammenfassung des ersten Kapitels in der Vita der Kult-Combo verstanden werden. Dabei umfasst das während ihrer Reunion-Tour aufgezeichnete Konzert 20 Tracks (plus Einleitung), deren Klangqualität keineswegs perfekt anmutet, den Charakter von Band und Material aber durchweg ansprechend reflektiert.
Mr. Chi Pig interagiert gewohnt rege mit dem Publikum und leitet zahlreiche Nummern mit sinnfreien Anmerkungen ein. Doch auch musikalisch wird manche Überraschung aufgetischt, wie die bluesige Herleitung von „Time to Buy a Futon“ oder der satte Groove bei „She’s Not on the Menu“ belegen. Daneben setzt es u. a. mit „The Devil’s Voice“, „Seein‘ Life Through the Bottom of a Bottle“, „Where’s My Legs“, „I Forget“, „Electric Chair“, „Cannibal Cafe“, „Broken Toy“ oder „Wild World“ immergrüne Hits, die mit spürbarer Lust und Wonne in den Saal geschmettert werden. Und da durch die anhaltenden gesundheitlichen Probleme des schratig ikonischen Frontmanns aktuell wenig Hoffnung auf neues Material besteht, kann sich die eingefleischte SNFU-Anhängerschaft immerhin an diesem feinen Fundstück ergötzen.
Die komplette Setlist liest sich wie folgt:
- Introduction
- Misfortune
- The Devil’s Voice
- Seein‘ Life Through the Bottom of a Bottle
- In the First Place
- I Know More Than You
- The Ceiling
- Time to Buy a Futon
- The Gravedigger
- Tears
- Welcome to My Humble Life of Disarray
- The Happy Switch
- She’s Not on the Menu
- Where’s My Legs
- Black Cloud
- I Forget
- Electric Chair
- Cannibal Cafe
- Broken Toy
- Wild World
- Victims of the Womanizer
Wertung: (7 / 10)