Plötzlich auf Deutsch singen. Für heimische Punk-Bands ein irgendwann scheinbar notwendiger Schritt. Warum auch nicht? Den DONOTS hat er nicht geschadet und ITCHY ebenso wenig. Mit SMILE AND BURN reihte sich 2020 eine Combo ein, die es offenbar genauso Leid war, im Schatten anderer zu stehen (oft bemüht wurden dafür die BEATSTEAKS) – und die einfach mehr wollte. Außer natürlich gesteigerte Aufmerksamkeit jenseits der D/A/CH-Region zu erregen. Aber alle Kantigkeit beiseite: Deutsch ist eine zwar komplizierte, aber auch durchaus schöne Sprache. Mit ihr lässt sich spielen und nicht zuletzt Einfaches kompliziert darstellen.
Allerdings ist den Berlinern auch auf „Besser sein als jetzt“ nicht daran gelegen, Inhalte und Botschaften zu überfrachten. Daher gibt es auf Langspieler Nummer sechs, dem zweiten auf Deutsch und obendrein als Trio, ohne Umschweife in die Fresse (für den Einstand nach Maß ist mit „Egal was gestern war“ gesorgt). Dass die Platte bei Solitary Man Records, dem Haus-Label der DONOTS erschien, passt. Doch einem neuerlichen „Schatten“-Vergleich entgehen SMILE AND BURN (ungeachtet punktierter Anlehnungen) bereits durch das ausgeprägte Maß an Rotzigkeit. Statt einem Mehr an Melodie und größtmöglicher Eingängigkeit setzt es Wucht, Tempo und Hymnen – ergo all das, was modernen Punk-Rock ausmacht. Müßig zu erwähnen, dass auf Melodien keineswegs verzichtet werden muss.
Zudem geht es auf „Besser sein als jetzt“ überraschend politisch zu. So setzt es u. a. Breitseiten gegen Rechts („In vielen Farben“, „Krätze“) und Konsumgesellschaft („Ja, ja, mehr, mehr“), übergeordnet aber vor allem gegen weichgespülten Stadionrock. Die in knapp 25 Minuten geschmetterten zehn Stücke sind durchaus als Neuerfindung aufzufassen, wobei die Erfahrung – gerade beim Songwriting – umfassende Qualität begünstigt. Und Abwechslung. Wenn sich nach „Dieses Stück Hoffnung“ die Erwartung des Schielens auf die breiten Bühnen einstellt, legt das Dreigestirn mit „Mensch, das Koks sieht klasse aus“ herrlich unwirsch nach. Und gebrüllt wird auch, wie etwa der Schlussakt „Computer spielen“ zeigt. Auf dieser Basis wird von SMILE AND BURN noch (oder besser: neuerlich) einiges zu erwarten sein. Zumindest für den Augenblick kann es aber kaum besser werden als jetzt.
Wertung: (7,5 / 10)