Nach „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ (1983) legte Mark Hamill eine sechsjährige Schauspielpause ein. Bereits mit seiner Mitwirkung in Samuel Fullers Kriegsfilm „The Big Red One“ (1980) hatte Hamill versucht, sich vom eindimensionalen Helden-Image des Luke Skywalker zu lösen. Die Aussicht auf die Verkörperung eines ambivalenten Charakters war es auch, was ihn 1989 zur Rückkehr vor die Kamera verleitete. Überzeugungsarbeit leistete „Star Wars“-Produzent Gary Kurtz, der mit „Tron“-Regisseur Stephen Lisberger einen Science-Fiction-Entwurf schaffen wollte, der mehr von Philosophie als von Action getrieben wurde. Zumindest dahingehend sollte die Rechnung von „Slipstream“ aufgehen. Denn in den USA kam der aus Kostengründen weitgehend in Irland gedrehte Film nicht einmal ins Kino und besiegelte Kurtz finanziellen Ruin.
In der Zukunft ist die Erde mal wieder bedingt lebenswert. Schuld ist der menschliche Raubbau an der Natur, der sich durch Erdbeben und Überschwemmungen gnadenlos gerächt hat. Die Konsequenz sind verschobene Kontinente und verwobene Kulturen. Dazu pfeift ein starker Wind über den Planeten, der die Fortbewegung mit Segelflugzeugen empfiehlt. Ein solches bestimmt auf den Spuren von Alfred Hitchcocks „Der unsichtbare Dritte“ (1959) auch den Auftakt, bei dem der unerbittliche Polizist Tasker (Hamill) mit Partnerin Belitzki (Kitty Aldridge, „Zimmer mit Aussicht“) dem flüchtigen Mörder Byron (Bob Peck, „Jurassic Park“) nachstellt. Die Kulisse wird allerdings von bewachsenen Felsen in größer Höhe geprägt. Die Musik von Oscar-Preisträger Elmer Bernstein („Die glorreichen Sieben“) pocht dabei auf großes Kino; die Aufmachung schreit allerdings vornehmlich B-Movie.
Dass sich „Slipstream“ von vergleichbaren Dystopien abhebt, verdeutlicht auch die nur zu Beginn zum Einsatz kommende Off-Erzählerin. Denn die berichtet, dass der Flüchtige doch eigentlich nur einen Freund bräuchte. Um es vorwegzunehmen: Tasker ist es nicht. Er ist mehr daran interessiert, Byron zu einer verbliebenen Siedlung zu schaffen und dort seiner Hinrichtung zuzuführen. Freund(schaft)licher gibt sich da schon der großmäulige Glücksritter Matt („Aliens“-Marine Bill Paxton), der auf die beiden Cops und ihren Gefangenen auf einem Flieger-Rastplatz stößt, wo Eichhörnchen auf dem post-apokalyptischen Speiseplan stehen. Und da er selbst das auf den Gefangenen ausgesetzte Kopfgeld einstreichen will, stibitzt er den gern im Predigermodus kommunizierenden (und in Anzug und Krawatte gekleideten) Byron einfach aus Taskers Obhut.
Was folgt ist weder Abenteuer noch Thriller, sondern eine Art Sinnsuche mit biblischen Motiven. Um die zu nähren, heilt Byron bei einem Zwischenhalt in einem für Matt heimischen Bergdorf, wo Randakteur Robbie Coltrane („Harry Potter“) kollektive Bäder einlässt, einen blinden Jungen. Die damit verbundene Ehrerbietung wird dem emotionslosen Quasi-Jesus allerdings nicht bei allen Stationen der bedingt aufregenden Rundreise zuteil. Das zeigt etwa der Zwischenstopp bei einer Gemeinschaft dem Wind religiös huldigender Höhlenbewohner, die von Oscar-Preisträger Ben Kingsley („Gandhi“) angeführt werden und die Byron, an einen Flugdrachen gebunden, dem Sturm opfern wollen. Dabei informiert der zu den Flüchtigen aufschließende Tasker immerhin über den Grund für Byrons kühles Wesen: er ist ein Android.
Dass Matt der einleitend herbeigewünschte Freund des Kunstmenschen ist, liegt auf der Hand. Das zeigt auch der Abstecher zu einer elitären Wohngruppe, in der Oscar-Preisträger F. Murray Abraham („Amadeus“) prä-apokalyptische Dekadenz pflegt. In dieser Umgebung wird Byron durch die geweckte Zuneigung von Ariel (Eleanor David, „Weißer Jäger, schwarzes Herz“) in seiner wachsenden Menschlichkeit bestärkt. Der neuerlich dazwischenfunkende Tasker steht aber für Konfliktlösung nach rabiater Bauart. Dabei lässt es Lisberger so aussehen, als wären die sporadischen Gewaltszenen herausgeschnitten worden. Tatsächlich standen diese zwar im Skript, wurden letztlich aber nicht gefilmt, so dass von Mündungsfeuer gleich auf die daraus resultierenden Leichen umgeschnitten wird. Auch das verdeutlicht den Anspruch der Grundidee, deren philosophischen Zwischentöne jedoch nie das Versäumnis der spannungsfreien Geschichte aufwiegen können. Für Hamill sollte „Star Wars“ daher auch zukünftig ein sicherer schauspielerischer Anlaufhafen bleiben.
Wertung: (5 / 10)