Wie es ausschaut, wenn ein Schwede zu viele Filme von Guy Ritchie oder Quentin Tarantino geschaut hat, kann aktuell in der Videothek unter dem Titel „Smala Sussie“ bzw. „Slim Susie“ betrachtet werden, wenn wieder einmal ein netter kleiner Film die Grenzen unserer nordischen Nachbarn verlässt, um in der weiten Welt auf sich aufmerksam zu machen.
Vor einigen Jahren verließ der Endzwanziger Eric (Jonas Rimeika) sein kleines Heimatdorf in der schwedischen Einöde und zog in die Großstadt Stockholm, um dort mit vergeblicher Müh einen Buchverlag am Leben zu erhalten. Von jetzt auf gleich muss Eric aber zurück in seine Heimat, denn seine jüngere Schwester Susie (Tuva Novotny) ist seit etwa einer Woche spurlos verschwunden, wie er von deren Freundin Sandra (Malin Morgan) erfährt. An seiner Geburtsstätte angekommen, scheint sich in den vergangenen Jahren nicht viel verändert zu haben.
Sein alter Schul-Kumpel Pölsa (Björn Starrin) säuft und konsumiert Drogen in ähnlichem Ausmaß wie zu dem Zeitpunkt, als er mit dem Bus gen Großstadt fuhr. Auch seine Mutter hält konstant ihren Pegel und der frustrierte Polizist Davidsson (Kjell Bergqvist) hasst nichts mehr als seinen Job. Eindeutige Hinweise, was mit seiner Schwester passiert ist, scheint es nicht zu geben und erst nach und nach kann Eric das Puzzle langsam zusammensetzen. Allerdings haben alle alten Weggefährten irgendwie mit dem Verschwinden von Susie zu tun.
Einige nette Einfälle hat Regisseur Ulf Malmros („Zwei kleine Helden“) schon in seinem kurzweiligen Spaß verarbeitet. Sei es nun der unfähige Selbstmörder, der sich mit einer Tackerpistole versehentlich mit seiner Wange am Fußboden befestigt und dessen vergebliche Hilferufe die Hälfte des Films über eine Art Running-Gag darstellen. Oder der durchgeknallte Pölsa, der mit einer Handkamera eine Dokumentation über sein Leben dreht und es der Ehefrau des hiesigen Polizisten von hinten in seiner Drecksbude besorgt, während im Hintergrund laut Metal läuft und er sich davon mit viel Gestik angespornt fühlt. Viel mehr hat „Slim Susie“ aber leider nicht zu bieten, denn um nachhaltig im Gedächtnis zu bleiben, mangelt es dem Film doch an Klasse und den ganz großen Einfällen.
Die Schauspieler sind sympathisch und die Kulisse in Form der kleinen schwedischen Gemeinde passt hervorragend, zudem kann sich der Soundtrack (u.a. Randy, Frank Popp Ensemble) hören lassen und dieser ergänzt sich wunderbar zum Geschehen. Doch um an Filme wie „Trainspotting“ oder „Pulp Fiction“ heranzukommen, fehlt noch ein wenig, auch wenn zahlreiche Filmplakate die großen Vorbilder mehr als einmal ins rechte Bild rücken. Ein netter Einfall ist sicherlich das täglich wechselnde Namensschild an der Haustür des Berufsalkoholikers und Filmjunkies Björn Starrin, der erst Keyser Soze und später Travis Bickle auf seiner Eingangstür stehen hat.
Definitiv hat „Slim Susie“ einige nette Momente, doch mangelt es ihm zwischendurch ein wenig an Abwechslung und durchschlagenden Ideen. So gibt es nur eine Lightversion bekannter Kultfilme, für ein kurzes Vergnügen reicht es aber allemal. Nett, aber leider auch nicht mehr.
Wertung: (6 / 10)